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Kräuter aus dem Klostergarten

Story:
Der Benediktinermönch Walahfrid Strabo schuf um 827 eines der ersten botanischen Werke der westlichen Welt. Ausgehend von diesem Gedicht "Liber de cultura hortorum", das Walahfrid über den Klostergarten von Reichenau verfasste, unternimmt Hans-Dieter Stoffler einen Rundgang durch die Welt der Kräuter im Mittelalter.

Meinung:
Am Anfang war das Heimweh. Bereits als kleines Kind kommt der 808 oder 809 geborene Alemanne Walahfrid in die Schule des Kloster Reichenau. Später legt er die Gelübde als Mönch ab und wird um 827 zur weiteren Ausbildung nach Fulda geschickt. Dort vermisst er sein Mutterhaus auf der Insel im Bodensee so sehr, dass er in einem besonders kalten Winter ein sehnsuchtsvolle Gedicht über den Klostergarten von Reichenau verfasst. Dieses "Liber de cultura hortorum", meist kurz "Hortorum" genannt, besteht jedoch nicht nur aus Schwärmerei über die vermisste grüne Pracht. Es enthält auch umfangreiche Schilderungen der damaligen Kenntnisse über Kräuter und ihre medizinische, kulinarische, spirituelle und theologische Bedeutung.

Walahfrid sollte später unter anderem Lehrer des jüngsten Sohnes von König Ludwig des Frommen werden und auch Abt seines Heimatklosters, was zur damaligen Zeit eine sehr machtvolle Position war. Das Hortorum gilt als eines der ersten botanischen Werke des Abendlandes und trug viel zum Ruf seines Autors als bedeutender Dichter der karolingischen Renaissance bei. Der Garten im Kloster Reichenau ist bis heute ein lohnendes Ziel für Besucher. Die Buchmalerei des Klosters wurde von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen.

Hans-Dieter Stoffler, lange Jahre Professor für die Grundlagen des Waldbaus an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg, hat das Hortorum zum Anlass genommen, den Klostergarten des Mittelalters genauer zu betrachten. Das eigentliche Gedicht ist vollständig im Anhang abgedruckt, wobei dem lateinischen Originaltext eine deutsche Übersetzung gegenübergestellt ist. Den Hauptteil des Buches macht eine ausführliche Vorstellung der 24 Pflanzen aus, über die Walahfrid schreibt. Dabei konzentriert sich Stoffler nicht nur auf die Bedeutung und das Wissen über Salbei, Lilien oder Sellerie im Frühmittelalter, sondern spannt den Bogen von der Spätantike bis zum Beginn der Neuzeit. Diese kleinen Kapitel sind mit Holzschnitten oder kolorierten Kupferstichen aus verschiedenen Epochen illustriert, die das jeweilige Kraut zeigen.

Hinzu kommen einführende Abschnitte über verschiedene Themen, von einer Übersicht über Walahfrids Leben über Gartenidylle und Kontemplation bis zu Überlegungen zum damaligen Stand der Pflanzenbeobachtung – wieviel im Hortorum ist Überlieferung, wieviel eigene Erkenntnis des Autors? – oder Ausführungen zu Küchen-, Medizinal- und Bauerngärten der Zeit.

"Kräuter aus dem Klostergarten" ist merklich ein Fachbuch. Im Laufe des Texts sind über 220 Fußnoten zu finden, am Ende erleichtern verschiedene Register und Übersichten den Zugang. Auch inhaltlich verkürzt oder vereinfacht der Autor nicht etwa, um dem Leser den Zugang zu erleichtern. Eine gewisse Erfahrung mit wissenschaftlichen Texten oder alternativ die Bereitschaft, sich in das Buch einzuarbeiten, sollte man schon mitbringen, sonst wird man an "Kräuter aus dem Klostergarten" wenig Freude haben. Auch die Sprache mag sich für heutige Ohren nicht unbedingt "hip" anhören, und zwar sowohl die des originalen Horotorums als auch die Stofflers.

Wer sich aber darauf einlässt, wird auf verschiedenen Ebenen belohnt. Zum einen ist da natürlich der Erkenntnisgewinn über die Welt des Mittelalters und die erstaunlich weitreichenden Ansichten, die man damals über Pflanzen hatte. Zum anderen kann man die literarische Qualität von Walahfrids Text und die schöne Illustration des Buchs genießen. Jedes vorgestellte Kraut ist mit mehreren Abbildungen aus verschiedenen Zeiten dargestellt, die einen das Buch schon allein gerne durchblättern lassen.

"Kräuter aus dem Klostergarten" bietet sich an als Geschenk für den mehr als oberflächlich interessierten Gartenliebhaber oder Geschichtsbegeisterten, oder auch einfach zum Selbstschmökern. Für ein paar Stunden in einem schönen heutigen Garten ist das Buch mit Sicherheit ein guter Begleiter.

Fazit:
Aufbauend auf dem "Hortorum", einer der ersten botanischen Abhandlungen des Abendlandes, führt Hans-Dieter Stoffler durch die Welt der mittelalterlichen Klostergärten. Neben dem geschichtlichen Erkenntnisgewinn bietet das Buch auch den literarischen Genuss des frühmittelalterlichen Gedichts und die Freude an den reichhaltigen Illustrationen. Der Leser muss allerdings bereit sein, sich auf ein Fachbuch einzulassen.

Kräuter aus dem Klostergarten - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hans-Dieter Stoffler
Kräuter aus dem Klostergarten
Erscheinungsjahr: 2002



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Thorbecke

Preis:
€ 24,90

ISBN:
978-3-7995-3508-3

192 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Eine interessante Übersicht über Klostergärten und ihre Pflanzen von der Spätantike bis zum Anbruch der Neuzeit
  • Schön und reichhaltig illustriert
Negativ aufgefallen
  • Es ist eindeutig ein Fachbuch, dass auch entsprechende Ansprüche an den Leser stellt
  • Die Sprache des Autors mutet gelegentlich etwas angestaubt an
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Rezension vom: 21.07.2011
Kategorie: Geschichte, Religion und Mythen
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