Die Königin der Unsterblichen

Ägypten, 30 vor Christus. Das einst mächtige Imperium wird von den Römern belagert. In ihrer Verzweiflung ruft die Königin Kleopatra die Göttin Sachmet an. Das Ritual ist ein Erfolg, verändert sie sie jedoch vollständig. Sie ist nun eine Kreatur der Nacht, der es nach Blut dürstet. Und sie hat nur ein Ziel: Rache an Octavian, der ihr alles genommen hat, was ihr einst lieb war.

Unter den ägyptischen Pharaonen gibt es viele Namen, die auch dem Durchschnittsmenschen bekannt sein dürften: Tutanchamun, Echnaton, Nofretete, Ramses II und Kleopatra. Besonders letztere hat die Fantasie vieler Leute beschäftigt. Während ihres Lebens war es ihr gelungen, nicht nur Julius Caesar als ihren Liebhaber zu gewinnen, sondern auch dessen Anhänger Marcus Antonius. Und genauso legendär wie sie lebte war auch ihr Tod. Angeblich biss ihr eine Schlange in den Busen.

Doch was wäre, wenn diese Überlieferung falsch wäre? Wenn in Wahrheit Kleopatra zwar starb, aber selbst nach ihrem Ableben noch weiter existierte - und zwar als Vampir? Dies ist die Grundidee für den Roman von Maria Dahvana Headley.

Die US-Schriftstellerin ist genauso wie ihr Ehemann MacDowell Colony Fellow Dramaturgin von Beruf. Mit ihrem Memoiren "The Year of Yes", die in Deutschland 2007 unter dem Titel "Year of Yes: Das Jahr in dem ich kein Date ausließ", wurde sie bekannt. Ihr erster fiktionaler Roman "Die Königin der Unsterblichen" ist der Auftakt zu einer Trilogie. Wann die nächsten Teile erscheinen ist allerdings noch unklar.

Oktavian, seines Zeichens Imperator von Rom, greift Ägypten an. Jenes Land wird von der legendär schönen Kleopatra und ihrem Geliebten Marcus Antonius, ebenfalls Römer, beherrscht. Durch List und Tücke gelingt es dem Angreifer zu siegen, wobei sein einstiger Freund und jetziges Gegenstück den Tod findet.

In ihrer Verzweiflung führt die Pharaonin einen lange verloren geglaubten Zauber aus, in dem sie um göttlichen Beistand fleht. Sie ruft Sachmet an, die löwenköpfige Göttin des Krieges und der Krankheit. Diese reagiert, indem sie Kleopatra zu einer Untoten macht. Sonnenlicht schadet ihr nun und sie verspürt einen großen Hunger nach Blut. Dermaßen verändert geht sie nun ihrem Ziel nach: Rache an Oktavian nehmen, der ihr alles genommen hat, was sie liebte.

Seitdem Stephanie Meyer mit ihren "Twilight"-Romanen Vampire modern gemacht hat, sind jede Menge Bücher erschienen, die sich mit diesen Blutsaugern beschäftigten. Und inzwischen kann man durchaus der Meinung sein, dass dieses Thema, pardon, leergesaugt ist. Da ist es erfrischend, wenn jemand daher kommt, der einen neuen, ungewöhnlichen Ansatz in seinem Werk bietet, wie Maria Headley dies tut. Wobei man allerdings auch betonen muss, dass sie die bisher erwähnten Begriffe kein einziges Mal benutzt. Dass man es hier mit einem Vampir zu tun hat, kann man nur anhand der Fakten erschließen. Aber auch dies ist eine wohltuende Abwechslung von der Norm.

Das Gleiche gilt auch für ihre Darstellung der historischen Ereignisse. Geschickt verwebt sie Mythologie und Historie. Bestimmte Ereignisse oder berühmte Persönlichkeiten, wie beispielsweise der Tod von Marcus Agrippa, erscheinen bei ihr in einem gänzlich neuem Licht. Ihr Spiel, wenn man so will, mit den Geschehnissen von damals ist ein weiterer Anreiz dieses Buches.

Erstaunlich ist auch, wie gut die Geschichte ohne eigentliche Schurken auskommt. Jeder der Protagonisten hat sowohl seine positiven, als auch seine negativen Seiten, wobei die Mischung je nach Figur stark variiert.

Bei Kleopatra ist es die Rache, die sie antreibt. Oktavian hat ihr alles genommen, was ihr am Herzen lag. Ihre Kinder sind größtenteils tot, ebenso auch ihr Geliebter Marcus Antonius. Und so setzt sie teilweise ohne größere Skrupel ihre Fähigkeiten ein, um ihrem Ziel näher zu kommen. Dass sie nicht vollends zu einem Monster wird, macht eine Szene klar, in der sie das Leben eines Babys verschont.

Ihr Gegenüber ist Oktavian, den der Schutz von Rom motiviert. Leider fällt diese Figur extrem schwach aus. Ständig ist er am Zweifeln und leidet unter Verfolgungswahn. Nur einmal wird klar, wieso er eigentlich Kaiser ist. Doch leider ist dieser Moment nur allzu schnell vorbei, und man erlebt wieder einen Imperator, der sich vor seinem eigenen Schatten fürchtet. Und so ist es auch kein Wunder, wenn Figuren wie Marcus Agrippa, einer der Untergebenen des Oktavian, oder die Zauberer, die der Imperator zur Hilfe herbeiruft, ihn deutlich überschatten.

Auch nimmt die als simple Rache-Geschichte angefangene Erzählung schnell einen anderen Verlauf, als eine griechische Hexe den Kampf gegen Kleopatra missbraucht. Ihr Ziel ist es nämlich, die Göttin Hekate zu befreien. Und dazu ist ihr jedes Mittel recht. Doch die Entscheidung der Autorin, diesen Verschwörungsplot mit in die Geschichte einzubauen, irritiert und lenkt von dem eigentlichen Geschehen hab.

Dennoch ist "Die Königin der Unsterblichen" ein gelungenes Buch, welches zum "Reinschauen" einlädt.

Maria Dahvana Headley liefert mit "Die Königin der Unsterblichen" ein interessantes Buch ab. Diese historische Fantasy überzeugt durch einen erfrischend anderen Umgang mit Vampiren sowie dem Fehlen von klassischen Schurken und Gegenspielern. Jede der Figuren hat ihren guten und ihre schlechten Seiten. Schade ist allerdings, dass Oktavian an keiner Stelle wirklich überzeugt. Er wirkt zu schwach. Auch der Einbau einer Verschwörung ist nicht gelungen, lenkt dieses doch zu sehr von der eigentlichen Handlung ab. Trotzdem ist dies ein empfehlenswertes Buch.