39,90
Story:
Octave Parangos arbeitet in der Werbebranche und will eigentlich nur eins: Raus! Doch er will nicht selber kündigen, sondern gefeuert werden. Darauf arbeitet er hin, dies ist sein Ziel. Doch der Weg dahin ist nicht frei von Hindernissen.
Meinung:
Das gängige Klischee der Werbebranche lautet, dass sie die Konsumenten für dumm verkaufen will und dass ihre kreativen Köpfe den alltäglichen Wahnsinn nur mit Drogen überstehen können. Frèdèric Beigbeder will nun mit "39,90" einen Enthüllungs-Roman geschrieben haben, der diesen Berufsstand bloßstellen soll.
Beigbeder ist Franzose und wurde 1965 in Neuilly-sur-Seine geboren. Er studierte Politikwissenschaft und arbeitete dann zehn Jahre in der Werbebranche. Seitdem lebt er als Schriftsteller und Kritiker in Paris.
Der Roman wird von Octave Parangos erzählt, der als kreativer Kopf in einer Werbefirma arbeitet. Die Arbeit fordert ihn ziemlich, und er ist mit seinem Job nicht glücklich. Er will raus aus seinem Beruf, will jedoch nicht selber kündigen, sondern von seiner Firma gefeuert werden. Doch bis es hoffentlich bald soweit ist, kann er das tägliche Leben nur durch Unmengen von Koks, käuflicher Liebe und Zynismus ertragen. Seine schwangere Freundin, die er lange vernachlässigt hat, verlässt ihn dann auch noch.
Privat steht er also vor einem Scherbenhaufen, und auch beruflich läuft nicht alles so wie geplant. Denn anstatt endlich gekündigt zu werden, wird er sogar befördert. Gemeinsam mit einem Freund, dem ebenfalls dieser "Glücksfall" zugestoßen ist, wird der neue Posten kräftig begossen. Und dann ziehen sie los und begehen eine Tat, die ihnen später zum Verhängnis wird.
Es ist ein gelungener Einfall des Autoren, dass er seinen Protagonisten ebenfalls an einem Enthüllungs-Werk schreiben lässt. Denn so erlebt man die Ereignisse fast immer aus der Perspektive von Octave wieder. Dadurch erhält alles natürlich eine stark subjektive Färbung, die jedoch zu der aufklärerischen Atmosphäre des Bandes passt.
Man kann eine gewisse Resignation aus den Schilderungen von Octave herauslesen. Egal, wie sehr er sich bemüht, er wird einfach nicht gefeuert. Wobei aber auch der Eindruck entsteht, dass er sich nicht wirklich richtig bemüht. Er betreibt nur selten die dazu nötige Sabotage, wie beispielsweise im ersten Kapitel des Romans, wo er mit seinem Blut Graffiti bei einem Kunden verbreitet. Solche Ereignisse sind eher spärlich gesät, und so wundert es eigentlich auch nicht, dass er schon bald die Karriereleiter hinauf stolpert.
Aus der eigentlichen Thematik, der Kritik an der Werbebranche macht Frèderic Beigbeder nichts. Er verwendet die typischen Klischees die man über diesen beruflichen Bereich bereits kennt, dass beispielsweise die Top-Leute jede Menge Geld verdienen, ohne dass er am Ende etwas daraus macht. Er präsentiert sie, ohne sich wirklich mit ihnen zu beschäftigen oder sie in eine unerwartete Richtung zu entwickeln. Wirklich brisante Enthüllungen darf man sich daher natürlich nicht wirklich erhoffen.
Hinzu kommt auch noch, dass der Autor schon recht bald Fakten und Charaktereigenschaften zu wiederholen beginnt. Dies merkt man auch an den Probleme von Octave, die immer wiedergekäut werden, ohne dass eine wirkliche Entwicklung stattfindet. Wenn man zum xten Mal davon liest, dass er seinen Job loswerden will, muss man wohl an dem Verstand des Protagonisten zweifeln.
Auch der Humor verflacht im Laufe des Bandes immer mehr. War es anfangs noch witzig, die diversen Beobachtungen von Octaves Kollegen zu lesen, kann man dies später dann nicht mehr behaupten. Ein überspitzt dargestellter Werbedreh sorgt dann dafür, dass man als Leser nur noch genervt ist.
Trotz eines vielversprechenden Anfangs ist das Buch maximal etwas für zwischendurch.
Fazit:
Frèdèric Beigbeders "39,90" fängt viel versprechend an. Octave wird einem sehr schnell sympathisch, in seinem Bestreben aus seinem Job herauszukommen. Doch dann verflacht das Buch sehr schnell. Ebenso wie auch der Protagonist seine Versuche einzustellen scheint, seine Firma zu sabotieren, scheint auch der Autor wenig Interesse daran zu haben, die Auseinandersetzung mit der Werbebranche über ein paar Klischees hinauszutreiben. Sogar der Humor fällt dem zu Opfer.
|