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Das Licht auf der Straße nach Woodstock. Bruder Cadfael erzählt.

Story:
Dieser Band sammelt drei kurze Erzählungen um Bruder Cadfael, den Detektiv in der Mönchskutte aus dem Benediktinerkloster zu Shrewsbury.

In der ersten davon, die dem gesamten Buch den Titel gibt, ist der kluge Waliser noch kein Mönch. Als Krieger steht er in Diensten von Roger Mauduits, der gerade aus dem Krieg in der Normandie zurückgekehrt ist. Jetzt kann er sich dem Streit widmen, den er mit der Abtei zu Shrewsbury ausficht, und in dem es um die genaue Interpretation eines alten Vertrages geht. Sollte der Vertreter des Klosters, Prior Heribert, zum festgesetzten Termin vor dem königlichen Gericht nicht erscheinen, wäre das für Maduit natürlich sehr vorteilhaft...

In der zweiten Geschichte hat Cadfael mittlerweile seine Berufung gefunden und wird Zeuge einer nicht ganz uneigennütziggen Spende an die Abtei. Ein Schlaganfall lässt den reichen Hamo FitzHamon in "Das Geschenk des Geizkragens" erkennen, dass auch er sterblich ist. Er muss fürchten, dass beim jüngsten Gericht so manche Sünde zu seinen Ungunsten gewertet werden dürfte. Als eine Art Gegengewicht stiftet er dem Marienaltar in Shrewsbury zwei silberne Kerzenhalter. Aber eines Morgens ist die wertvolle Gabe spurlos verschwunden, und ein alter, halbblinder Bruder berichtet von einer himmlischen Erscheinung.

Den Abschluss bildet "Der Augenzeuge". Der Verwalter William Rede hat gerade die jährlichen Pachtgelder für die Besitzungen des Klosters eingesammelt, da findet er sich nach einem Schlag auf den Kopf im Fluss wieder. Der zufällig in der Nähe angelende Magog kann ihn zwar retten, aber das geraubte Geld bleibt verschwunden. Kann eine List von Bruder Cadfael den Täter hervorlocken?

Meinung:
Die zwanzig Romane, in denen Ellis Peters von den Abenteuern ihres Detektivs in der Mönchskutte erzäht, folgen strikt chronologisch aufeinander. Den Anfang macht Im Namen der Heiligen, das im Jahr 1137 anzusiedeln ist, den Abschluss bildet Bruder Cadfaels Buße, das Ende 1145 spielt. Aber im ersten Band ist Cadfael bereits in mittlerem Alter und hat ein bewegtes Leben hinter sich. Wie die Autorin in der Einführung in diesem Band berichtet, wollte sie zwar einerseits aus diesem Vorleben ihres Helden erzählen, aber auf der anderen Seite nicht den Spannungsbogen, der durch die chronologische Abfolge errichtet wird, durchbrechen. Die Erzählung, die am Anfang dieses Buches steht, bot ihr Gelegenheit dazu.

"Das Licht auf der Straße nach Woodstock" erzählt, wie der Kreuzfahrer, Kapitän und Krieger Cadfael schließlich seinen Hafen im Kloster findet. Natürlich ist auch hier ein Verbrechen im Spiel, das der zukünftige Mönch aufzuklären hat. Ein klassischer Whodunit ist die Geschichte nicht, hier schlägt vielmehr die abenteuerliche Seite der Serie durch.

Es ist außerdem ausgesprochen ungewohnt, den Helden ohne die altvertraute Kutte zu erleben. Die Geschichte fühlt sich nicht wirklich "Cadfael-ig" an und hätte auch mit einem anderen Helden funktioniert. Tatsächlich hätte man mit nur geringen Änderungen die Hauptfigur am Ende einen anderen Weg einschlagen lassen können, beispielsweise als eine Art Sonderermittler des Königs. Das ist nicht als Abwertung des Wegs gemeint, den Ellis Peters ihren Helden schließlich gehen lässt (und der aufgrund des Charakters der Geschichte als Prequel schließlich zwingend ist), sondern eher als Lob: Die Erzählung ist nicht nur ein nettes Goodie für Cadfael-Fans, sondern stark genug, um als Basis für eine hypothetische eigenständige Serie mit einem eigenen Helden dienen zu können.

Neben der Hauptfigur findet der Leser im Jahr 1120 auch andere vertraute Charaktere in ungewohnten Rollen. Der spätere Abt Heribert ist noch Prior, auf dem Thron sitzt mit König Henry noch der Vater beziehungsweise Onkel der Kinder, die einmal zu Kaiserin Maude und König Stephen werden sollen. Weiter ist die Erzählung aber nicht in die reale Historie eingebunden; für eine Geschichte aus dem Cadfael-Universum hat sie sogar auffällig wenig Anknüpfungspunkte in dieser Richtung. Das worauf sich die Autorin festlegt, erscheint auch dem interessierten Laien jedoch wieder einmal über jeden Zweifel erhaben.

Ob die eine Stelle, an der anstelle von Prior Heribert "Prior Robert" genannt wird, auf das Konto des Originals oder der Übersetzung geht, sei einmal dahingestellt. Interessant wäre es allemal gewesen, Robert Pennant in dieser Geschichte zu erleben. Aber das hätte die Chronologie nicht zugelassen.

Die anderen beiden Erzählungen in diesem Band sind praktisch klassische Cadfael-Geschichten. Sie sind nicht ausdrücklich datiert, aber aufgrund einiger auftretender Figuren lassen sie sich grob einordnen: "Das Geschenk des Geizkragens" spielt vor Der Aufstand auf dem Jahrmarkt, und "Der Augenzeuge" zwischen diesem Roman und Ein ganz besonderer Fall.

Beide zeigen viele der Qualitäten, die ihre Fans von der Reihe gewohnt sind. "Das Geschenk des Geizkragens" hätte vermutlich sogar ausgebaut zu einem "großen" Roman eine gute Figur gemacht. Bei "Der Augenzeuge" hat Ellis Peters mit der Länge von etwa 80 Seiten hingegen genau das richtige Maß getroffen. Beide funktionieren, im Gegensatz zur ersten Erzählung in diesem Band, gut als klassischer Krimi. Die Autorin schickt den Leser geschickt auf falsche Spuren und bürstet auch verbreitete soziale Klischees (um nicht zu sagen Vorurteile) gegen den Strich. So entpuppt sich eine Figur, die "eigentlich" die besten "Voraussetzungen" für die Täterschaft hätte, als ehrlicher als die meisten es wohl wären. Für den Schluss hat sich Peters eine nette Idee einfallen lassen, dem Titel einer der Geschichten nochmal eine ganz besondere Bedeutung zu geben. In beiden Geschichten wird generell deutlich, dass juristisches und moralisches Recht nicht deckungsgleich sein müssen und dass für Cadfael im Zweifel eher letzteres zählt.

In allen drei Erzählungen spielt die Autorin ihr großes Talent aus: Auch in der "kleinen Form" sind die Charaktere glaubhaft und psychologisch stimmig gezeichnet. Davon ist nur die erste Geschichte, "Das Licht auf der Straße nach Woodstock", ein Stück weit ausgenommen. Hier stehen auch die Figuren etwas zurück und sind mehr Mittel zum Zweck, Cadfael auf die Reise in Richtung des Lebens als Mönch zu schicken. Das ist aber mehr Jammern auf hohem Niveau als ein echtes Manko.

Keine der drei ist übrigens eine Kurzgeschichte im strengen Sinne, da nie die klassischen Kriterien der Einheit von Zeit, Raum und Handlung erfüllt sind. Der Text wird sinnvoll ergänzt durch einige schwarz-weiße Zeichnungen in mittelalterlich anmutendem Stil. Die Abbildung halten sich aber zu sehr zurück, um einen nennenswerten Beitrag zum Leseerlebnis leisten zu können.

Erwartungsgemäß ist dieser Band eine gute Ergänzung für eine bestehende Cadfael-Sammlung. Als eigenständige Lektüre oder als Einstieg in die Welt des klugen Mönches eignet er sich zwar prinzipiell auch, würde sich aber unter Wert verkaufen.

Fazit:
In drei kurzen Erzählungen werden Lücken zwischen den "großen" Romanen der Serie gefüllt. Interessant, wenn auch ungewohnt ist besonders die erste Geschichte, die kurz vor Cadfaels Eintritt ins Kloster spielt. Alle drei Abenteuer des klugen Mönches müssen sich trotz der kurzen Form nicht verstecken, insbesondere das mittlere hätte auch als "langer" Roman gut dagestanden. "Das Licht auf der Straße nach Woodstock" ist eine gute Ergänzung zu den zwanzig Romanen der Reihe, als eigenständige Lektüre würde der Band sich aber unter Wert verkaufen.

Das Licht auf der Straße nach Woodstock. Bruder Cadfael erzählt. - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ellis Peters
Das Licht auf der Straße nach Woodstock. Bruder Cadfael erzählt.
A Rare Benedictine

Übersetzer: Jürgen Langowski
Erscheinungsjahr: 1996



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

ISBN:
3-453-12517-7

235 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Drei kurze Erzählungen ergänzen die "großen" Romane
  • Der Leser erlebt Cadfael in seinem Leben vor dem Kloster bzw. auf dem Weg dorthin
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 25.04.2011
Kategorie: Historisches
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