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Bruder Cadfael 19: Der fromme Dieb

Story:
Die Schreckensherrschaft von Geoffrey de Madeville, von deren Anfängen in Bruder Cadfael und das Geheimnis der schönen Toten berichtet wurde, ist beendet. Der Renegat hatte sich in den Fens im Osten Englands ein eigenes kleines Reich zusammengeraubt und alles in der Umgebung ausgeplündert, dessen er habhaft werden konnte. Nach dem Tod de Madevilles ist auch die Abtei von Ramsey wieder frei, die er überfallen und zum Stützpunkt seiner Raubzüge gemacht hatte. Allerdings haben seine Horden im Kloster kaum einen Stein auf dem anderen gelassen.

Der Wiederaufbau wird sehr teuer werden, und so klopfen zwei Mönche mit der Bitte um Unterstützung auch an die Pforte der Abtei zu Shrewsbury. Dort und in der Stadt hilft man großzügig. Aber nach ihrer Abreise ist der wertvollste Schatz des Klosters verschwunden. Haben die Bittsteller sich mehr genommen als ihnen zusteht und die Reliquien der Heiligen Winifred nach Ramsey entführt? Bruder Cadfael muss nicht nur einen gottlosen Diebstahl klären. Er muss auch befürchten, dass im Zuge der Affäre alte Sünden ans Tageslicht kommen – Sünden, die noch aus der Zeit herrühren, als er Teil der Delegation war, die Winifred nach Shrewsbury holte.

Meinung:
Der vorherige Band hatte der Serie neuen Schwung gegeben, und das macht sich auch in "Der fromme Dieb" positiv bemerkbar. Es ist schwer, den Finger auf die genaue Ursache zu legen, aber dieser Band liest sich frischer als mancher der letzten aus der Reihe.

Dabei folgt die Geschichte im wesentlichen wieder dem altvertrauten Muster: Ein junger Mann, den Cadfael unter seine Fittiche genommen hat, wird eines schweren Verbrechens beschuldigt. Der Detektiv in der Mönchskutte macht sich daran, den wahren Täter finden. Der Verdacht lastet sogar besonders schwer auf Tutilo, selbst Cadfael gerät für einige Zeit in Zweifel. In dieser Phase ist der Roman außergewöhnlich spannend. Und so viel sei verraten: Ein Unschuldslamm ist der Novize sicher nicht. Aber schon bald ist der kluge Mönch wieder überzeugt, dass sein Schützling jedenfalls kein Mörder ist, und der Leser mit ihm.

Das nimmt die Spannung zwar ein Stück zurück, aber das soll nicht heißen, dass der Rest und die Geschichte insgesamt langweilig wären. Die letzten Fragen werden erst auf den letzten Seiten geklärt, und bis dahin will man schlicht wissen, ob jeder bekommt, was er verdient – im Positiven wie im Negativen. Der eigentliche Kriminalfall ist da nur ein Teil, bekommt aber den angemessenen Raum. Und beispielsweise in einer geschickt herbeigeführten Actionszene im Finale kommt auch wieder ordentlich Spannung auf.

Ellis Peters spielt wieder einmal eines ihrer größten Talente aus, nämlich psychologisch stimmige und beachtenswerte Charaktere. Manche von ihnen sind liebenswert, wie Tutilo und die eigensinnige Daalny. Bei anderen gilt das genaue Gegenteil, allen voran bei Unterprior Heluin aus Ramsey. Er wird so unsympathisch gezeichnet, dass der Leser seine Freunde daran hat, wenn er schließlich mit einem gehörigen Dämpfer die Heimreise antreten darf. Aber auch er wird nicht als plattes Abziehbild geschildert. Alle Charaktere, soweit sie nicht nur Statistenrollen übernehmen, wirken dreidimensional und glaubwürdig.

Die geschichtliche Einbindung ist gewohnt gut. Den Renegaten de Madeville und seine gewalttätige Herrschaft in den Fens hat es tatsächlich gegeben, auch Earl Robert de Beaumont und dessen Zwillingsbruder sind historisch. Die Autorin lässt den Earl und Hugh Beringar sich darüber unterhalten, dass das Land den schon lange anhaltenden Bürgerkrieg zwischen König Stephen und Kaiserin Maude kaum noch ertragen kann. Und tatsächlich berichten die Geschichtsbücher, dass de Beaumont einige Zeit später mit Friedensverhandlungen auf eigene Initiative begann.

Die effektvoll eingesetzten Sortes Biblicae entstammen ebenfalls nicht der Phantasie von Ellis Peters, sondern waren tatsächlich Teil der Zeremonie bei einer Bischofsweihe. Bei dieser Form eines Omens wird eine Bibel auf einer zufälligen Seite aufgeschlagen und ohne hinzusehen ein Vers aufgewählt. Daraus versucht man dann, eine Prophezeihung für die zukünftige Amtsführung des gerade Geweihten zu erschließen. Wie oft die Sortes Biblicae erst nachträglich passend ausgewählt wurden, sei dahingestellt. In diesem Roman jedenfalls tragen sie nicht nur entscheidend zur Handlung bei, sie bringen mit ihrer Hintergründigkeit auch ein Grinsen auf das Gesicht des Lesers. Hier merkt man deutlich, dass die Autorin ihre Freude daran hatte, den Charakteren sozusagen in Gestalt der Heiligen Winifred einige Rätsel aufzugeben.

In diesem Band der eigentlich sehr "realistischen" Reihe spielt auch insgesamt das Himmlische oder Übernatürliche eine größere Rolle als gewohnt. Trotzdem muss niemand befürchten, sich plötzlich in einem religiösen Erbauungsroman wiederzufinden. Auch wenn gleich mehrere Figuren für sich in Anspruch nehmen, vom Willen der Heiligen beseelt zu sein, gehen die "Wunder" über plötzliche Windstöße zur passenden Zeit und ähnliches nicht hinaus. Die wundersame Heilung des lahmen Rhun seinerzeit wird wohl die größte Tat bleiben, die Winifred in den Cadfael-Abenteuern wirkt.

Positiv fällt auf, dass einige bekannte Gesichter aus Bruder Cadfael und das Geheimnis der schönen Toten wieder auftauchen. Sonst ist es in der Reihe ja üblich, dass insbesondere das Liebespaar eines Bandes am Ende in den Sonnenuntergang reitet und man es nie wieder zu Gesicht bekommt. Auch zum allerersten Band Im Namen der Heiligen gibt es Bezüge, und eine kleine Seitenbemerkung knüpft an Zuflucht im Kloster an. Trotzdem kann der Roman im Zweifelsfall eigenständig gelesen werden. Dadurch verpasst man aber die über eineinhalb Dutzend Abenteuer etablierten Beziehungen der Haupt- und wichtigen Nebencharaktere. Und man kann es vielleicht nicht vollständig würdigen, wenn plötzlich jemand in der Arrestzelle landet, von dem man es nun wirklich nie vermutet hätte.

Fazit:
Der neue Schwung des Vorgängerbands setzt sich auch in diesem Abenteuer fort, obwohl die Autorin zu manchen gewohnten Grundmustern zurückkehrt. Mit glaubwürdigen Figuren, für deren Schicksal – positiv oder negativ – sich der Leser interessiert, und einer spannenden Geschichte liefert die Autorin wieder einen überzeugenden historischen Roman ab.

Bruder Cadfael 19: Der fromme Dieb - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ellis Peters
Bruder Cadfael 19: Der fromme Dieb
The Holy Thief

Übersetzer: Bettina Runge
Erscheinungsjahr: 1997



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

ISBN:
3-453-13650-0

319 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Der neue Schwung der Reihe bleibt erhalten
  • Erfreulich viele Bezüge auf vorherige Bände
Negativ aufgefallen
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Bewertung:
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Rezension vom: 11.04.2011
Kategorie: Historisches
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