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Bruder Cadfael 18: Bruder Cadfael und die schwarze Keltin

Story:
Im Sommer des Jahres 1144 kehrt ein vertrautes Gesicht in das Benediktinerkloster zu Shrewsbury zurück: Cadfaels ehemaliger Gehilfe Mark, inzwischen Diakon von Bischof de Clinton, ist zu einem kirchenpolitischen Höflichkeitsbesuch unterwegs ins nahe Wales. Da ist es nur naheliegend, dass er seinen alten Lehrmeister und Freund als Dolmetscher mitnimmt.

Aber bald wird die Reise von weltlichen Problemen überschattet. Denn nicht nur die beiden Benediktiner sind beim neu ernannten Bischof Gilbert zu Gast, sondern auch Fürst Owain mit seinem Hofstaat. Und der erhält, selbst Gast, ungebetenen Besuch. Ein Gefolgsmann von Owains in Unehren davongejagten Bruder legt dem Fürsten nahe, dem Verbannten doch zu verzeihen – mit der kaum verhüllten Drohung, es könnte ihm leid tun, wenn er es nicht täte. Die Tochter eines hohen Klerikers mag sich nicht damit abfinden, möglichst weit weg verheiratet zu werden, damit sie nicht zum Hindernis für die Karriere ihres Vaters wird. Und dann geschieht auch noch ein Mord...

Meinung:
Im achtzehnten Band führt Ellis Peters ihren Detektiv in der Mönchskutte aus der gewohnten Umgebung heraus. Spielten fast alle anderen Bände in der Abtei oder der Stadt Shrewsbury, geht es diesmal in Cadfaels alte Heimat Wales. Und dieser Wechsel des Schauplatzes bringt frischen Wind in die Geschichte.

Man hat direkt den Eindruck, dass auch die Autorin selbst durch den "Tapetenwechsel" wieder neuen Spaß an der Serie bekommen hat. Denn der Wechsel nach Wales ermöglichen es ihr, eines ihrer größten Talente auszuspielen, nämlich das Kreieren psychologisch stimmiger, für den Leser interessanter Charaktere. Immerhin bleibt ein Großteil des Stammpersonals in Shrewsbury zurück; neben Cadfael und dem Rückkehrer Mark dürfte vor allem Fürst Owain den Fans der Serie bekannt vorkommen. Um diese Fixpunkte gruppiert Peters reichlich neue Charaktere, denen sie oft mit wenigen "Federstrichen" Leben einhauchen kann. Als Beispiel sei der Küchenjunge genannt, der als möglicher Mordzeuge befragt wird. Nach kaum einem Absatz steht der junge Meurig einem plastisch vor Augen.

Meurig? Dieser Name könnte speziell Lesern der frühen Bände noch etwas sagen. Aber nein, es ist ein anderer. Man könnte sogar vermuten, dass die Autorin diese Namensgleichheit als kleinen Insider-Gag bewußt eingebaut hat, gibt es doch gleich noch einen Meurig: Einer der Bischöfe, die Cadfael und Mark besuchen, heißt ebenfalls so. Auch falsche Spuren legt Peters mit fast spürbarem Vergnügen. Nach der Drohung des Gefolgsmanns von Owains Bruder baut sie gleich mehrere Situationen auf, in denen dramaturgisch gesehen ein Angriff erfolgen müsste. Aber jedes Mal wird die Erwartung des Lesers auf positive Weise enttäuscht, und die Gefahr kommt schlussendlich aus einer ganz anderen Richtung. Etwas ähnliches gilt, ohne zu viel verraten, für den Mord.

Insgesamt ist die Geschichte deutlich komplexer gewoben als in so manchem anderen Band der Reihe. Mark und Cadfael sind unterwegs, um Bischof Gilbert ausdrücklich und öffentlich die Unterstützung ihres Bischofs auszusprechen. Denn der neue Amtsträger ist nicht nur als Normanne ein Fremder in seine Diozöse, die zu weiten Teilen auf walisischem Gebiet liegt. Er ist auch der erste Bischof dort seit sieben Jahrzehnten. In Gemeinden, die sich lange eher nach keltischen Riten und Gebräuchen gerichtet hatten, soll er jetzt die "einzig wahre" Kirche nach Cambridger Lesart durchsetzen.

Genau damit hängt auch das Schicksal der "schwarzen Keltin" aus dem Titel zusammen. Die junge Heledd mit ihrem rabenschwarzen Haar ist die Tochter eines wichtigen Kanonikus aus Gilberts Gefolge. Der hatte nach walisischer Sitte eine Familie gegründet, aber um unter den neuen Regeln weiter Karriere machen zu können, muss das Mädchen möglichst weit weg geschafft werden. Sie an das andere Ende von Wales zu verheiraten bietet sich da doch geradezu an. Heledd ist jedoch selbstbewußt genug, sich nicht einfach abschieben zu lassen, und provoziert ihren Vater, wo sie nur kann.

Zusammen mit der Geschichte um Fürst Owain und dessen Bruder Cadwaladr gibt dies eine explosive Mischung. Cadwaladr hatte seinen Eskapaden die Krone aufgesetzt, als seine Männer den regionalen Adligen Anarawd ermordeten. Owain schickte seinen Sohn Hywel, der seinen Onkel zur Strafe von allen Besitzungen vertrieb. Dies, und auch die Unterstützung der "Freunde", die Cadwaladr wieder in Besitz und Würden bringen sollen, hat tatsächlich stattgefunden. Ellis Peters schafft es also wieder einmal, historische Korrektheit mit einer spannenden Geschichte zu verbinden.

Denn für Spannung ist gesorgt. Zum einen war das Opfer, dessen Tod Cadfael zu klären hat, nicht gerade die Sympathie in Person, und entsprechend viele hatten ein Motiv. Zum anderen sind die Nachforschungen des Mönchs durch andere Dinge und äußere Gefahren stark behindert.

Auffällig ist, dass das bislang praktisch obligatorische Liebespaar in diesem Roman nur eine untergeordnete Rolle spielt. Auch den jungen Mann, der eines Verbrechens beschuldigt wird, aber von dessen Unschuld Cadfael überzeugt ist, findet man nicht. Trotzdem wird der Fan der Reihe vieler ihrer Qualitäten auch in diesem Band wiederfinden.

Aufgrund des Schauplatzwechsels eignet sich "Bruder Cadfael und die schwarze Keltin" vergleichsweise gut für Neueinsteiger in die Serie. Die meisten der über 17 Bände etablierten Charaktere und ihre Beziehungen untereinander bleiben ja zu Hause in Shrewsbury.

Fazit:
Nachdem die Serie schon begann, Ermüdungserscheinungen zu zeigen, bringt ein neuer Schauplatz spürbar frischen Wind. Cadfael verschlägt es diesmal in seine alte Heimat Wales, wo er es nicht nur mit eigenwilligen jungen Mädchen, unerfahrenen Bischöfen und zerstrittenen Fürstenbrüdern, sondern auch einem Mord zu tun bekommt.

Bruder Cadfael 18: Bruder Cadfael und die schwarze Keltin - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ellis Peters
Bruder Cadfael 18: Bruder Cadfael und die schwarze Keltin
The Summer of the Danes

Übersetzer: David Eisermann
Erscheinungsjahr: 1995



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

ISBN:
3-453-10817-5

282 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Der ungewohnte Schauplatz sorgt merklich für frischen Wind
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 02.04.2011
Kategorie: Historisches
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