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Fabula

Story:
Colin Darcy hat sich in seinem Leben eingerichtet. Er arbeitet als Wirtschaftswissenschaftler an einer renommierten Londoner Universität und berät nebenbei wichtige Unternehmen. Eine erfolgreiche Anwältin ist seine Freundin und De-Facto-Verlobte. An seine alte Heimat, Ravenscraig im tiefsten Süden Schottlands, hat er schon lange nicht mehr gedacht. Insbesondere mit seiner Mutter, die nach wie vor dort lebt, will er nichts mehr zu tun haben.

Aber innerhalb nur eines Tages zerfällt seine Welt. Er erkennt, dass seine Freundin vor allem aus Statusgründen mit ihm zusammen ist. Ein Projekt für einen wichtigen Kunden gerät unversehens in Schwierigkeiten. Ein Kollege und guter Freund rast mit dem Auto in den Tod. Und bei allem tauchen merkwürdige bunte Vögel auf, die Lieder zwitschern, die Colin noch aus seiner Kindheit kennt.

Zugleich erfährt er, dass seine Mutter schon seit Tagen vermisst wird, ebenso sein jüngerer Bruder Danny, der sich auf die Suche nach ihr gemacht hatte. Aber wieso war Danny überhaupt nach Ravenscraig zurückgekehrt, nachdem er sich vor ihrer Mutter sogar auf die andere Seite des Ozeans geflüchtet hatte? Colin muss ebenfalls zurück in sein altes Zuhause und sich seinen Geheimnissen stellen. Eines davon ist eine wichtige Erkenntnis: Geschichten sind nie "nur Geschichten" - in einigen kann man wortwörtlich verloren gehen...

Meinung:
Wer Kinder hat, wird diesen Satz schon ausgesprochen haben: Es ist doch nur eine Geschichte. Du brauchst keine Angst zu haben, wenn nach dem spannenden Buch, dem gruseligen Film die Monster unter dem Bett noch wirklicher erscheinen als sonst. Es ist doch nur eine Geschichte. In der Welt von "Fabula" kann diese Einstellung sich als fataler Irrtum erweisen. Hier sind Geschichten mehr als "nur eine Geschichte", hier haben sie großen Einfluss auf die Realität. Wer weiß wie, kann mit einer Geschichte trösten oder in Panik versetzen, belohnen oder bestrafen, ja sogar töten.

Der aus der Eifel stammende Christoph Marzi hat sich vor allem mit seiner Tetralogie über die uralten Metropolen (Lycidas, Lilith, Lumen und Somnia) einen Platz in der ersten Reihe der Fantasy-Autoren in Deutschland und darüber hinaus erschrieben. Hier beweist er, sollte es noch notwendig sein, dass er mehr als ein "One Trick Pony" ist. Denn "Fabula" unterscheidet sich merklich von den genannten früheren Werken, ist aber nicht weniger gelungen.

Beispielsweise wirft der Autor diesmal seine Leser nicht praktisch mit den ersten Worten in die Geschichte, sondern gibt auf den ersten Seiten eine vergleichsweise behutsame Einführung in die Welt von Colin Darcy. Auch später streut er gelegentlich Abschnitte ein, in denen er gewissermaßen in großem Maßstab Entwicklungen aus der Vergangenheit der Charaktere zusammenfasst. Diese Teile fühlen sich kaum "Marzi-esque" an, sie könnten auch von einem anderen Autor stammen. Das soll nicht bedeuten, dass diese Stellen nicht gut geschrieben wären, aber ihnen fehlt die Intensität, die der Leser von Marzi gewohnt ist. Aber kaum wechselt er gewissermaßen die Auflösung, kaum steigt er in eigentliche Handlung ein, ist die Eindringlichkeit da.

"Fabula" ist außerdem merklich erwachsener, als es die Geschichten um Emily Laing zumindest zu Beginn sind. Protagonist ist hier ein Enddreißiger anstelle eines zwölfjährigen Mädchen. Entsprechend erscheinen er und auch die anderen Charaktere deutlich abgeklärter. Trotzdem bleibt insbesondere Colin für den Leser emotional nachvollziehbar und damit eine gute Identifikationsfigur. Auch andere Charaktere sind dreidimensional gestaltet, so dass man sich etwa dabei ertappt, das Buch aus der Hand zu legen, als Colin seine Jugendfreundin wieder trifft. Man möchte den beiden intuitiv etwas Privatsphäre gönnen und verlässt sozusagen den Raum. Aber das hält nicht lange an, denn das Weiterlesen ist zu verlockend.

Man könnte auch von einer anderen Ausleuchtungstechnik sprechen. In früheren Bänden ging Marzi eher kompakt mit dem "erzählerischen Licht" um. Der Leser wurde relativ genau über einen kleinen Ausschnitt des Universums, in dem die Geschichten spielen informiert. Diesen Ausschnitt vergrößerte der Autor Stück für Stück. In diesem Roman geht er anders vor: Er zeichnet die Welt mit groben Strichen, lässt aber sehr viel weiße Flecken auf der Karte. Diese Lücken werden dann nach und nach ausgefüllt.

Das trägt dazu bei, das Interesse des Lesers wachzuhalten. Man will einfach wissen, warum beispielsweise Colin, sein Bruder und auch andere eine so schlechte Meinung von ihrere Mutter haben. Zunächst erfährt man nur, dass sie sich ständig mit ihrem Ehemann zankt und oft und gerne Seemannsgarn (im Klartext, Lügengeschichten) erzählt. Aber kann das eine so starke Abneigung hervorrufen, wie es der Autor im Satz "Die beiden Jungs hätten auch jeden anderen Ort der Welt verlassen, wenn Helen Darcy an jedem anderen Ort der Welt gelebt hätte" treffend auf den Punkt bringt? Erst im Verlauf der Handlung werden immer mehr der erwähnten weißen Flecken ausgemalt, und man erkennt, was Helen mit ihren Geschichten bewirken kann und wie sie diese Macht einsetzt.

Ein weiterer Gedanke, bei dem sich der Leser ertappt, ist der des Abschlusses. Nicht jeder kann verstehen, warum Colin nach seiner Mutter suchen will. Sollte er nicht vielmehr froh sein, dass sie weg ist? Aber er muss und will die Angelegenheit aufklären und zum Abschluss bringen, und der Leser möchte ihn dabei begleiten.

Bis dahin hat die Family Darcy aber noch einige Abenteuer zu bestehen. Und wer nach "Fabula" noch nicht genug hat, kann sich auf den Nachfolger "Lyra" freuen. Dort ist Colins jüngerer Bruder Danny der Protagonist.

Fazit:
Nach den uralten Metropolen wendet sich Christoph Marzi einer neuen Welt zu. Dabei wendet er andere Erzähltechniken an, aber das Ergebnis kann mit der Tetralogie von Lycidas bis Somnia durchaus mithalten.

Fabula - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Christoph Marzi
Fabula
Erscheinungsjahr: 2007



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

Preis:
€ 14,00

ISBN:
978-3-453-52327-2

496 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Auch in einem neuen Universum und mit anderen Erzähltechniken schreibt Christoph Marzi in gewohnter Qualität
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für dieses Book
Bewertung:
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Rezension vom: 27.03.2011
Kategorie: Fantasy
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