Das Erbe der Greifen
Story:
Der Angriff auf das Dorf Lytara konnte zurückgeschlagen werden, doch die Bedrohung ist noch nicht vorbei. Denn jetzt konzentriert sich der Feind auf eine andere Stelle, um an die Krone von Lytar zu kommen. Die Stadt Berendall ist Fokus seines Interesses, und es obliegt den Helden ihn erneut aufzuhalten.
Meinung:
Mit "Das Erbe der Greifen" ist nun der zweite Teil der Fantasy-Trilogie von Carl A. DeWitt erschienen. Und er führt die Handlung gleich dort fort, wo er zuvor geendet hatte.
Unter großen Opfern konnte der Feind aus der alten Stadt Lytar vertrieben werden. Doch den Helden bleibt keine Zeit, ihre Verluste zu betrauern, denn es gilt weiterhin neue Verbündete im Kampf gegen Belior zu finden. Dazu muss die Elfin Bardin ein Schiff erreichen, welches sie in ihre Heimat bringt. Gleichzeitig macht die Rede über ihre Heldentaten die Runde, so dass die Bevölkerung nur allzu bereit ist, gegen den Feind zu rebellieren.
Der Zwerg Aragor und der Magier Knorre gehören mit zu jenen, die für tot gehalten werden. Doch in Wahrheit konnten sie in letzter Minute durch einen magischen Spruch in die Stadt Berendall geraten, die von den Truppen des Feindes belagert wird. Es ist daher schwierig, sich durch die Gassen unbemerkt zu bewegen, doch Gott sei Dank finden sie Verbündete.
Gleichzeitig muss der Graf Lindor, der auch der Reiter des Drachen Nestrok ist, hilflos miterleben, wie der Kanzler die Macht in seinem Königreich übernimmt. Und obwohl er damit gerechnet hat, sein Leben zu verlieren, gewährt ihm Belior noch eine Chance, die er nutzen muss, um am Leben zu bleiben.
Ohne Umschweife und große Erklärungen setzt der Autor die Handlung des ersten Teils nahtlos fort. Und geschickt baut er sie weiter aus. Es gibt viele interessante Enthüllungen und Ansichten von Figuren, bei denen man eigentlich dachte, man würde sie kennen.
Gleich zu Beginn des Romans wird die Rolle von Lamar näher definiert. Er, der dem Geschichtenerzähler zuhört, tut dies im Auftrag des Thronfolgers. Eigentlich ist es dessen Aufgabe, die Erzählung zu hören, doch wälzt er sie auf seinen Verwandten ab, den er nicht mag. Dadurch fühlt man sich mit Lamar verbunden, was auch im Laufe des Romans weiter ausgebaut wird.
Überraschend ist die Rolle von Graf Lindor, den man aus dem ersten Band noch eher als Antagonisten in Erinnerung hatte. Hier erhalten seine Taten eine neue Definition. Der Mord an Elyras Mutter beispielsweise diente dazu, um ihr die Qualen der Folter durch die Darkoth-Priester zu ersparen. Und auch sonst, erscheint dieser Charakter in einem gänzlich neuen Licht. Er ist nicht perfekt und im Vergleich zu den anderen Heldenfiguren hat er auch seine Schattenseiten. Doch was man als Leser über ihn in dem Roman erfährt, genügt, um ihn zu einer der herausragenden Personen des gesamten Buches zu machen.
Doch auch die anderen Helden werden weiter entwickelt. Ihre jeweilige dominierende Charakter-Eigenschaft wird dabei noch weiter verstärkt. Garrets beinahe unheimliche Schießkünste mit dem Bogen werden beispielsweise immer besser, ebenso wie sein Mundwerk noch unkontrollierbarer wird.
Der Humor, der auch im letzten Band durchaus vorhanden war, ist auch in "Das Erbe der Greifen" weiterhin spürbar. Besonders die Wortgefechte, die sich Knorre mit Leonora liefert, sind eine Wonne zu lesen.
Interessant ist, wie viele Figuren auf einmal sich als wichtige Persönlichkeiten entpuppen. So ist die Elfin Bardin die Prinzessin des größten Elfenkönigreiches. Meliande, einst eine Wächterin über gefährliche Gegenstände aus Alt-Lytra, ist ebenfalls von blauem Blut.
Was dem Roman ganz eindeutig fehlt, ist ein Verzeichnis über alle im Roman auftauchenden Personen. Selbst Vielleser verlieren schnell den Faden, wer jetzt wer ist.
Ebenso stört es, das alle wichtigen Personen nahe dran sind, ihr Leben zu verlieren, nur um dann kurze Zeit später durch diverse glückliche Umstände, weiterhin agieren zu können. Dies ist schon längst unglaubwürdig und lässt sich nicht nachvollziehen.
Dennoch hat Carl A. DeWitt erneut einen klasse Roman geschrieben.
Fazit:
Carl A. DeWitts "Das Erbe der Greifen" führt die Handlung des Vorgängers nahtlos weiter. Viele interessante Details und neue Aspekte kommen zu Tage. Vor allem Graf Lindor wird nach Abschluss des Buches in einem gänzlich neuen Licht zu sehen sein. Negativ ist das fehlende Personen-Verzeichnis, sowie das langsam unglaubwürdige, übernatürliche Glück der Helden. Ihre Angewohnheit, dem Tod im letzten Moment von der Schippe zu springen, trübt den Gesamteindruck.
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