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Die geheimnisvollen Visionen des Herrn S.

Story:
Der Geschäftsmann Scrooge kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. Was ihm kein Geld einbringt, damit verschwendet er nicht seine Zeit, bis er eines Abends Besuch erhält: Sein früherer Partner Marley steht auf einmal im Zimmer. Dabei ist die andere Hälfte von "Marley und Scrooge" doch mausetot.

Die Erscheinung kündigt drei Geister an, die Scrooge seine Irrwege und Versäumnisse vor Augen führen sollen. Und so nehmen sie ihn mit auf eine Reise, die Herrin der Welt, der Geist des Wandels und der Geist der Quantenphysik. In dieser Version von Dickens Weihnachtsgeschichte geht es nämlich um die Welt der Physik.

Meinung:
"A Christmas Carol" aus der Feder von Charles Dickens kennt wohl jeder, wenn nicht das Orginal, so doch einige der unzähligen Adaptionen. Der britische Physiker Robert Gilmore fügt eine weitere hinzu, in der der ignorante Finanzberater Scrooge einige der Geheimnisse der Naturwissenschaften vor Augen geführt bekommt.

Der erste der Geister, die Herrin der Welt, repräsentiert die Energie. Sie erläutert Scrooge, und damit dem Leser, die klassische Physik, in der Begriffe wie Impuls, Kraft, Arbeit, die Erhaltungssätze oder die Hauptsätze der Thermodynamik eine wichtige Rolle spielen. Als zweites bekommt Marleys früherer Partner Besuch von einem Repräsentanten der Zeit. In diesem Abschnitt geht es um Relativität, Bezugssysteme, das Zwillingsparadoxon, Vorhersagbarkeit und Chaos. Den Abschluss bildet die Quantenwelt, wo die Unterschiede zwischen Wellen und Teilchen verwischen, der Vorgang des Beobachtens das Beobachtete beeinflusst und viele andere Dinge passieren, die der menschlichen Intuition schon mal widersprechen.

Dabei hält sich Gilmore in der Rahmenhandlung sehr eng an das Vorbild, teilweise bis hin zu einzelnen Wendungen. Dadurch leiht er sich nicht nur ein Stück "Dickens-Atmosphäre" aus, sondern gibt dem Leser auch ein Gefühl wohliger Vertrautheit. Der Versuch, die Geschichte vom viktorianischen Zeitalter in die damalige Mitte der 1990er zu heben, wirkt im Rückblick des Jahres 2010 allerdings leicht unfreiwillig komisch, wenn beispielsweise an Marleys Ketten Mobiltelefone, Terminkalender, Kontobücher und goldene Kreditkarten hängen.

Aber der Autor kann nicht nur in der Adaption überzeugen; gerade da, wo er sich von Dickens entfernt, zeigt Gilmore, dass er einiges schriftstellerisches Talent hat. Seine Feder ist zwar nicht ganz so spitz wie beispielsweise die von David Harel in "Das Affenpuzzle", aber insbesondere Gilmores trockener Humor kann die britische Herkunft nicht verleugnen. Die Figuren bleiben jedoch ein wenig blass und merklich Mittel zum Zweck, die physikalischen Zusammenhänge zu vermitteln. Speziell bei Scrooge kommt die Wandlung zum Liebhaber der Wissenschaften am Ende doch zu unvermittelt.

Didaktisch ist das Buch gut gelungen. Die drei Geister führen Scrooge und den Leser mit sicherer Hand von einfachen Zusammenhängen wie den Begriff des Impulses bis zur Komplexität der Quantenphysik. In die laufende Geschichte sind immer wieder optisch abgesetzte Kästen mit zusammengefassten Erläuterungen eingebettet. Die können auch mal die eine oder andere mathematische Formel enthalten, allerdings, wie der Autor im Vorwort betont, bewußt einfach gehalten. Wer selbst diese vermeiden will, wird mit einem eigenen kleinen Symbol, angelehnt an ein Verkehrsschild, rechtzeitig gewarnt. Diese Vorsichtsmaßnahme ist aber eigentlich überflüssig. Die wenigen Formalismen sind, wie die wissenschaftlichen Inhalte insgesamt, gut verständlich präsentiert. Wer ein bisschen Affinität zu den Naturwissenschaften mitbringt, sollte keine Probleme haben. Aus einem totalen Physikmuffel wird allerdings auch "Die geheimnisvollen Visionen des Herrn S." keinen begeisterten Forscher machen.

Robert Gilmore hat auch andere Klassiker der Literatur adaptiert, um seinen Lesern wissenschaftliche Zusammenhänge nahezubringen. Aus seiner Feder stammt beispielsweise auch "Alice im Quantenland" (über die Quantentheorie), "The Wizard of Quarks" (über Teilenphysik) oder das an die Brüder Grimm angelehnte "Once Upon A Universe" (über Kosmologie). Wie die Titel jedoch bereits andeuten, wurde bisher außer Scrooges Erlebnissen nur "Alice im Quantenland" ins Deutsche übersetzt. Und auch nach diesen beiden muss man sich im Gebrauchtmarkt umschauen.

Fazit:
Eine nette Adaption des Dickens-Klassikers auf die Grundlagen der Physik. Gegenüber der gelungenen Wissensvermittlung kommen allerdings die Geschichte und vor allem die Charaktere etwas kurz.

Die geheimnisvollen Visionen des Herrn S. - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Robert Gilmore
Die geheimnisvollen Visionen des Herrn S.
Scrooge\'s Cryptic Carol: Three Visions of Energy, Time and Quantum Reality

Übersetzer: Jürgen Koch
Erscheinungsjahr: 1996



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Birkhäuser

ISBN:
978-376435335

261 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Das dickensche Vorbild ist gelungen adaptiert
  • Die wissenschaftlichen Inhalte werden gut vermittelt
Negativ aufgefallen
  • Die Figuren bleiben zu blass und erkennbar Mittel zum Zweck
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Rezension vom: 25.12.2010
Kategorie: Natur, Wissenschaft und Technik
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