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Das Insektenbuch

Story:
Von 1699 bis 1701 wagte sich die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian in die damalige niederländische Kolonie Suriname. Ihre Eindrücke von der südamerikanischen Insektenwelt hielt sie auf sechzig detaillierten Zeichnungen fest, die sie 1705 als Buch herausgab. Dieses Taschenbuch ist ein Nachdruck der damaligen Ausgabe, ergänzt um einige erläuternde Texte und Anhänge.

Meinung:
Vor noch gar nicht so langer Zeit war Reisen alles andere als selbstverständlich. Was jenseits der eigenen Stadt oder gar des eigenen Dorfes lag, war für die meisten Menschen Terra Incognita. Und die Naturforschung beschränkte sich weitgehend darauf, das zu lernen, was Aristoteles vor Jahrhunderten geschrieben hatte. Maria Sibylla Merian leistete auf beiden Gebieten Pionierarbeit.

Die in 1647 in Frankfurt geborene Merian enstammte aus der jüngeren Linie der berühmten Familie. Ihr Großvater Johann Theodor de Bry war ein berühmter Verleger, der mit dem "Florilegium Novum" eines der ersten Blumenbücher herausgegeben hatte. Dieses Werk prägte das gesamte siebzehnte Jahrhundert in seinem Bereich und sollte später auch Maria Sibylla Merian zu einem anderen ihrer Werke, dem "Neuen Blumenbuch" anregen. Ihr Vater, Matthäus Merian der Ältere, war selbst ein berühmter Frankfurter Verleger und Kupferstecher, der unter anderem eine Neuausgabe des "Florilegium Novum" publizierte. Ihr Stiefbruder, Matthäus Merian der Jüngere, wurde durch seine Portraits wichtiger Persönlichkeiten weltbekannt.

Die ererbte Veranlagung war also da, auch wenn Maria Sibylla nach dem Tod ihres Vaters kaum Unterstützung von dessen Familie erhielt. Von ihrer strengen und amusischen Mutter erhielt das Mädchen keine Förderung, zeichnete aber heimlich weiter. Als Merians Talent offenbar wurde, begann ihr Stiefvater, der Stillebenmaler Jacob Marrel, sie auszubilden. Bereits mit 11 Jahren konnte sie eigene Kupferstiche herstellen.

Auch mit der Insektenwelt befasste das Mädchen sich schon früh. So züchtete sie etwa Seidenraupen und beobachtete, welche Falter sich aus welchen Raupen entwickelten. Damit war sie eine der ersten, die die Natur tatsächlich beobachteten, und sich nicht nur nach den vor allem vom Aristoteles überlieferten Ansichten richteten.

Nach einer gescheiterten Ehe, der Ausbildung eigener Künstlerschüler und einigen Büchern, unter denen sich mit "Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung" eines der ersten entomologischen Bücher überhaupt findet, wagte die eigenständige Frau ein weiteres Abenteuer. Der Gouverneur der damaligen niederländischen Kolonie Suriname brachte die Anregung zu einer zweijährigen Reise durch das südamerikanische Land. Und so verkaufte sie den größten Teil ihrer naturkundlichen Sammlung und ihrer Bilder für die Finanzierung und machte sich im Sommer 1699 mit ihrer jüngsten Tochter Dorothea Maria auf die Reise.

Ihre Beobachtungen der südamerikanischen Insektenfauna hielt sie in 60 Abbildungen fest, jeweils ergänzt durch einen kurzen oder längeren erläuternden Text. Die Einteilung der Schmetterlinge in Tag- und Nachtfalter, die sie dabei vornahm, wird bis heute beibehalten. Nach zwei Jahren in Suriname musste die mittlerweile Vierundfünfzigjährige den Strapazen im tropischen Klima Tribut zollen und erkrankte an Malaria. Ende September 1701 trafen sie und Dorothea Maria wieder in Europa ein.

In den folgenden Jahren stellte sie die mitgebrachten Zeichnungen und Präparate in Amsterdam aus, wo sie bei einem staunenden Publikum großen Zuspruch fanden. Mehrere Kupferstecher waren außerdem drei Jahre damit beschäftigt, Merians Abbildungen in 60 Kupferstiche für ein prachtvoll ausgestattetes, großformatiges Buch zu übertragen. 1705 erschien "Metamorphosis Insectorum Surinamensium", ihr Buch über die "Verwandlung der Surinamischen Insekten", heute besser bekannt als "Das Insektenbuch".

Während zu ihren Lebzeiten vor allem Merians naturkundliche Erkenntnisse für Aufsehen sorgten – etwa erkannte sie als erste, dass Schmetterlingsarten während des Larvenstadiums als Raupe eng an wenige oder sogar nur eine Futterpflanzen gekoppelt sind –, fällt dem heutigen Betrachter besonders ihre künstlerische Leistung ins Auge. Eigentlich jede einzelne der 60 Tafeln würde man sich ohne weiteres an die Wand hängen. Dabei setzt die Künstlerin nicht auf eine irgendwie geartete Verfremdung, um ihre Objekte künstlich spektakulär zu machen. Sie zeichnet naturgetreu und exakt, was ihren Bildern eine gewaltige Faszination verleiht. Selbst wenn man sich nicht für Insekten, nicht für die Natur interessiert, allein in dem Band zu blättern und die Zeichnungen zu betrachten macht einfach Freude. Zur besseren Einordnung hat der Insel Verlag das eigentliche "Insektenbuch" noch um mehrere Anhänge ergänzt. Neben Anmerkungen zur Übersetzung finden sich Texte über Merians Leben und die Entstehung des Buches sowie ein Verzeichnis der noch vorhandenen Erstausgaben und eines der Bildtafeln.

Die aktuelle Ausgabe des "Insektenbuches" wird seinem Vorbild aus dem achtzehnten Jahrhundert eigentlich nur in einer Hinsicht nicht gerecht, nämlich in der Ausstattung. Die Erstausgabe erschien in ledernem Einband mit Goldverzierung, der Inselverlag legt ein vergleichsweise unspektakuläres Taschenbuch vor. Das ist dann aber auch für den kleineren Geldbeutel erschwinglich, und im Mittelpunkt stehen ohnehin die Abbildungen, an deren Reproduktion es nichts auszusetzen gibt.

"Das Insektenbuch" ist eine gute Geschenkidee zum immer näherrückenden Weihnachtsfest, sei es für den Naturliebhaber oder Biologen, sei es für den Kunstbegeistern oder Bibliophilen. Das Gesicht von Maria Sibylla Merian dürfte so mancher übrigens noch kennen: Auf der letzten Serie der Deutsche Mark-Banknoten zierte sie den 500 DM-Schein.

Fazit:
Ein gelungener Nachdruck eines wichtigen Werkes der Naturkunde aus dem achtzehnten Jahrhundert, das heute insbesondere wegen der künstlerischen Qualitäten der sechzig Bildtafeln begeistert. Das Taschenbuch mag zwar nicht ganz mit der Ausstattung der Erstausgabe mithalten können, ist dafür aber auch für den kleineren Geldbeutel erschwinglich.

Das Insektenbuch - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Maria Sibylla Merian
Das Insektenbuch
Metamorphosis Insectorum Surinamensium

Übersetzer: Gerhart Worgt (Übersetzung), Hans-Joachim Hannemann (fachwissenschaftliche Begleitung)
Erscheinungsjahr: 2002



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Insel Verlag

Preis:
€ 12,50

ISBN:
978-3458345701

165 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Ein wichtiges Werk der Naturkunde in einer erschwinglichen, angemessenen Ausgabe
  • Die Zeichnungen von Maria Sibylla Merian faszinieren durch ihren Naturtreue und ihren Realismus
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 11.12.2010
Kategorie: Natur, Wissenschaft und Technik
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