Miles Flint 02: Die Lautlosen
Story:
Bei einem Marathon auf dem Mond wird eine Leiche gefunden. Die Polizistin Noelle DiRicci soll sich um die Ermittlungen kümmern und muss bald feststellen, dass das Opfer durch einen Virus getötet wurde. Offenbar sind nahezu alle, die an der sportlichen Veranstaltung in irgendeiner Form teilgenommen haben, infiziert. Es droht eine Epidemie, die die gesamte Mond-Kolonie auslöschen kann. Gleichzeitig wird auch ihr ehemaliger Partner Miles Flint in die Ermittlungen reingezogen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Meinung:
Mit "Die Lautlosen" hat der Bastei-Lübbe-Verlag eine interessante Änderung durchgeführt. Wurde der Vorgänger "Die Verschollenen" einfach nur als "Roman" bezeichnet, so ist dieser Band nun ein "SF-Krimi". Und mit dieser Titulierung gibt man exakt wieder, was dieses Buch ausmacht und so von der Menge andere Science-Fiction-Publikationen abhebt.
Es ist die gelungene Mischung aus Science-Fiction-Elementen, die in diesem Fall sozusagen den Hintergrund der Handlung bilden, und Krimi-Szenarien, aus denen der Plot besteht. Und so steht im Vordergrund eher die Ermittlung als die erstaunliche Umgebung.
Seit Miles Flint bei der Mond-Polizei aufgehört hat, ist einiges an Zeit vergangen. Er ist jetzt ein eigenbrötlerischer Privatdetektiv, der es sich leisten kann, seine Aufträge selbst auszusuchen. Seine ehemalige Partnerin Noelle DiRicci hingegen ist immer noch Polizistin, der die unmöglichsten Fälle gegeben werden, in der Hoffnung, dass sie einen Fehler macht. Doch bislang konnte sie sich immer behaupten. Dieses Mal wird zum Mond Marathon gerufen, einer äußerst prestigereichen Veranstaltung. Eine Leiche wurde gefunden, und bei der näheren Untersuchung wird festgestellt, dass das Opfer an einer mysteriösen Krankheit gestorben ist. Diese ist, wie man zu spät feststellt, hoch infektiös und schon sehr bald sind ein Großteil der Teilnehmer und auch einige Zuschauern angesteckt. Für DiRicci bleibt also nicht mehr viel Zeit, die Hintergründe des Geschehens aufzuklären. Gleichzeitig wird Miles Flint beauftragt, eine gewisse Frau ausfindig zu machen. Die Fährte, auf die er während seiner Ermittlungen stößt, führt ebenfalls zu der Veranstaltung, so dass auch er darin involviert wird.
Die Idee eines Mond-Marathons wirkt beim ersten Lesen ungewöhnlich. Zu sehr ist man als Leser daran gewohnt, diesen Sport draußen an der frischen Luft zu sehen. Und diese fehlt bekanntermaßen auf dem Erdtrabanten. Doch Kristine Kathryn Rusch gelingt es problemlos, diese interessante Idee sehr gut umzusetzen.
Doch ist dies nicht das Highlight des Romans. Vielmehr konzentriert sie sich erneut auf die Figuren, besonders auf Noelle DiRicci und Miles Flint, beziehungsweise ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Ausbrechen der Krankheit. Vor allem seine ehemalige Partnerin kommt dabei besonders stark rüber. Sie wird als eine äußerst intelligente Person beschrieben, die mit sich selbst und den Menschen um sich herum schonungslos umgeht, um den Fall zu klären. Doch vermeidet es Frau Rusch geschickt, sie als zu hart zu bezeichnen.
Genauso gut wird auch Miles geschrieben. Er hat sich inzwischen zum Berufs-Paranoiker entwickelt, der mit Hilfe seiner Kenntnisse und Technik die unmöglichsten Dinge schaffen kann. Es tut weh, zu lesen, wie er alle seine Freunde und Bekannte auf Armeslänge Distanz hält, doch merkt man deutlich, dass er hierfür gute Gründe hat.
Das Buch ist ein wahrer Pageturner, da Kristine Kathryn Rusch sich darauf versteht, die Spannungsschraube unmerklich immer mehr höherzudrehen. Und so kann man nicht anders, als den Roman in einem Rutsch durchzulesen.
Leider verwendet die Autorin auch Figuren, die nicht so gelungen sind. Einige Nebenfiguren, wie beispielsweise der karrierefixierte Vorgesetzte von DiRicci, wirken stark klischeehaft und nicht überzeugend. Besonders im Vergleich zu den Hauptcharakteren macht sich dieser Mängel bemerkbar.
Ebenso stört, dass Frau Rusch gegen Ende des Romans eine Action-Szene geschrieben hat. All die Seiten zuvor hat sie detailliert geschildert, wie ihre Figuren nur mit Hilfe von Hirnschmalz in den Ermittlungen vorwärts kamen. Da wirkt die plötzliche Brutalität, die auch noch lösungsentscheidend ist, vollkommen fehl am Platz. Sie passt einfach nicht zum Buch, was auch dazu führt, das der Gesamteindruck nicht ganz so positiv ist, wie er eigentlich hätte sein können.
Fazit:
Kristine Kathryn Ruschs zweiter "Miles Flint"-Roman, "Die Lautlosen", ist ein äußerst gelungener Science-Fiction-Krimi. Getragen von den starken Protagonisten schraubt die Autorin die Spannung unmerklich höher, weshalb man den Roman in einem Rutsch durchlesen will. Den ansonsten positiven Gesamteindruck mindern die schwachen und klischeehaften Nebenfiguren sowie die äußerst unpassend wirkende Action-Szene am Schluss. Dennoch sollte man ruhig zugreifen, wenn man das Buch findet.
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