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Jungles

Story:
Auf über 250 Seiten, die meisten davon gefüllt mit großformatigen Abbildungen, zeigt der renommierte Naturfotograf Frans Lanting einen faszinierenden Blick auf einen der reichhaltigsten Lebensräume unseres Planeten, den Dschungel.

Meinung:
In seiner Einleitung liefert Frans Lanting selbst die vielleicht beste Beschreibung dieses großartigen Bildbandes: Bei seinem ersten Besuch in einem Dschungel "flog ich in das äquatoriale Surinam und tauchte ein in eine Welt aus leuchtenden Farben und grünem Überfluss". Ungefähr so ergeht es auch dem Leser, wenn er sich in "Jungles" vertieft. Im ersten Moment kann man von dem Überfluss an Farben und Eindrücken etwas überwältigt werden.

Im Mittelpunkt des Buches stehen Lantings Fotos, meist doppelseitige Impressionen aus den Dschungeln der Welt, die der Autor im Verlauf vieler Reisen in zwei Jahrzehnten aufgenommen hat. In vier Abschnitten beschäftigt er sich mit den Themen "Wasser und Licht", "Farbe und Tarnung", "Anarchie und Ordnung" und "Form und Evolution".

Dazu kommen einige kurze Texte, insgesamt vielleicht ein Dutzend Seiten, in denen Lanting Erlebnisse bei der Arbeit im Dschungel schildert. Abgerundet wird der Band von auf das jeweilige Thema bezogenen Zitaten bedeutender Wissenschaftler wie des Evolutionsbiologen Edward O. Wilson, Alexander von Humboldt oder Charles Darwin. Am Schluss findet sich ein Verzeichnis der Abbildungen mit einer kurzen Erläuterung zu jedem Bild. Positiv fällt auf, dass in diesem Anhang die Fotos nicht nur durch Namen und Seitenzahl referenziert werden, sondern in Form verkleinerter Abbildungen, gewissermaßen Thumbnails. Dadurch findet man das gesuchte Bild deutlich schneller.

Die Motive sind sehr vielfältig und reichen von Landschaftsaufnahmen und Pflanzenportraits über Gruppenaufnahmen der verschiedensten Tiere bis zu regelrecht intimen Studien einzelner Körperteile eines Tieres. Auch was den Stammbaum der Fauna betrifft sind nahezu alle großen Gruppen der Wirbeltiere sowie die Insekten vertreten. Nur die Fische sind unterrepräsentiert, was beim Thema Dschungel aber nachvollziehbar ist.

Die Fotos sind durchweg von sehr hoher Qualität, auf einige trifft sogar das Attribut "atemberaubend" zu. Und bei mindestens einem muss man mehrfach hinschauen, um wirklich glauben zu können, dass es sich um Foto handelt: Eine Gruppe Aras über einem Fluss könnte man auf den ersten Blick für ein Zeichnung etwa in Aquarellkreide halten.

Einzelne Aufnahmen stammen nicht aus der freien Natur, sondern wurden mit Tieren in Gefangenschaft aufgenommen. Auch sonst sind viele der Abbildungen nicht im naturwissenschaftlichen Sinne dokumentarisch-neutral, sondern vermitteln Emotionen. Und genau das sollen sie auch tun. Dieser Band soll erkennbar in erster Linie die Faszination des Autors für die überflutende Schönheit des Dschungels wiedergeben und sie dem Leser nahebringen.

Trotzdem ist es etwas schade, dass der naturwissenschaftliche oder besser naturkundliche Ansatz fast völlig fehlt. Der Leser, der nach dem unausweichlichen "Wow" mehr wissen will, sich weiter über den Lebensraum und seine Bewohner informieren möchte, wird alleine gelassen. Eine Literaturliste etwa hätte da schon viel helfen können.

Aber auch so ist "Jungels" ein Buch, das jeden faszinieren dürfte, der die Freude an der Natur nicht völlig verlernt hat. Gerade jetzt kurz vor Weihnachten kann man diesen Band ohne Bedenken in seine Geschenkeplanung einbeziehen. Die einzige Gefahr, wie bei anderen Bildbänden von Frans Lanting, wird sein, dass der Bescherte ihn bereits im Regal stehen hat. Aber die Chancen stehen gut, einen begeisterten Abnehmer zu finden, und im "schlimmsten" Falle behält man das Buch einfach selbst.

Leider ist der Band zur Zeit verlagsvergriffen, aber im Gebrauchtmarkt für teilweise erstaunlich kleines Geld zu bekommen.

Fazit:
In einem atemberaubenden Bildband feiert Frans Lanting einen nicht minder faszinierenden Lebensraum, den Dschungel. Der naturkundliche Ansatz und die Möglichkeit zum Weiterlesen fehlt etwas, trotzdem dürfte das Buch seine Leser ohne Probleme von einem "Wow!" zum nächsten führen.

Jungles - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Frans Lanting
Jungles
Erscheinungsjahr: 2000



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Taschen

ISBN:
978-3570192672

260 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Durchgehend sehr gute, teilweise atemberaubende Bilder
Negativ aufgefallen
  • Die naturkundliche Anknüpfung an das erste Wow fehlt fast völlig
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Rezension vom: 05.12.2010
Kategorie: Natur, Wissenschaft und Technik
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