Will Laurence und sein Drache Temeraire sind im Exil angekommen. Ihre neue Heimat Australien entpuppt sich als ein trostloser Flecken, dessen Kolonisten sich dem Rum hingeben. Die einzige Aufmunterung die sie haben ist, dass sie auf drei Eier aufzupassen haben. Doch dann stiehlt ein Dieb zwei davon, und eine Verfolgungsjagd quer über den gesamten Kontinent beginnt.
Meinung:
Nach einer längeren Pause ist mit "Drachenflamme" endlich der neueste Teil von Naomi Noviks "Die Feuerreiter seiner Majestät" hierzulande erschienen. Und wie es für die Reihe inzwischen üblich ist, erleben seine Protagonisten spannende Abenteuer in fernen Ländern.
Dieses Mal verschlägt es Will Laurence und seinen Drachen Temeraire nach Australien. Der fünfte Kontinent ist zu der Zeit der beiden eine britische Strafkolonie, deren Insassen und Wächter sich mehr dem Alkohol hingeben als zu versuchen aus ihrer Lage das Beste zu machen. Keine leichte Situation für die Zwei, die als Exilanten außerdem von ihrem Vermögen, Freunden und dem Rest der Welt praktisch abgeschnitten sind. So braucht ein Brief nach Großbritannien bis zu elf Monate.
Und so versuchen sie sich mit ihrer neuen Lage abzufinden. Immerhin haben sie eine Aufgabe, der sie sich widmen können: Man hat drei Eier mit nach Australien gebracht, aus denen bald hoffentlich neue Drachen schlüpfen werden. Besonders Temeraire kümmert sich daher liebevoll um den baldigen Nachwuchs. Doch dann werden zwei Eier gestohlen, und die Spur führt hinaus in die Wüste des Kontinents. Eine gefährliche Verfolgungsjagd beginnt, bei der sich Will Laurence und seine Mannschaft nicht nur mit gefährlichen einheimischen Kreaturen herumschlagen müssen, sondern außerdem auch noch bald auf eine frische Fährte der Chinesen stoßen. Und dies kann nichts Gutes bedeuten.
Eine von Frau Noviks Stärken war immer das Schildern fremder Kulturen. Sie verstand sich darauf, diese Völker äußerst glaubwürdig und realistisch darzustellen. Doch hier in Australien kann sie dies nicht nutzen, da die Einheimischen zu sehr über den fremden Kontinent verstreut sind, um häufig in Erscheinung zu treten. Und so muss sich die Autorin auf ihre andere Stärke besinnen: Auf das Schreiben von sehr guten Charakteren.
Natürlich sind damit besonders Will Laurence und Temeraire gemeint, die beide versuchen, sich mit ihrer neuen Situation zu arrangieren. Während der Kapitän von der örtlichen High Society eingeladen wird, kümmert sich sein Drache liebevoll um die Eier und wacht argwöhnisch darüber, dass die Drachin Iskierka keinen Schaden anrichten kann. Doch die Dinge laufen nicht ganz so wie geplant, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
Bei Will Laurence ist es die Tatsache, dass er mitten in einen inneren Konflikt der Kolonisten gerät. Auf der einen Seite ist der Gouverneur Bligh, der von nahezu allen Mitmenschen nicht gemocht wird. Er wurde von seinen Untergebenen abgesetzt und pocht nun darauf, dass ihm die Feuerreiter wieder in Amt und Würde verhelfen. Auf der anderen Seite ist MacArthur, der seine eigenen Pläne mit Australien hat, die denen des rechtmäßigen Leiters deutlich widersprechen. Egal für welche Seite sich Temeraires Reiter nun entscheiden würde, es wäre definitiv die falsche und würde sein Exil nur noch verschlimmern.
Aber auch bei Temeraire gibt es Probleme. So schlüpft aus einem Ei der Drache Caesar, der als Reiter Ian Rankin erhält. Alt-Leser kennen ihn als einen egozentrischen und arroganten Menschen, der auf seinen Drachen nichts gibt. Als sein erstes Tier im Sterben lag, ignorierte er dies und ließ lieber seine geringfügigen Wunden behandeln. Dieses Ereignis kann man im ersten Roman der Serie, "Drachenbrut" nachlesen. In Caesar hat er nun eine Echse als Partner gefunden, die in ihren Charakterzügen ihm gleicht. Natürlich ist die Enttäuschung von Temeraire groß, doch wird er bald durch den Diebstahl der anderen Eier abgelenkt.
Die Jagd nach den Übeltätern ist dann das absolute Highlight des Romans. Zu keinem Zeitpunkt erhält man einen direkten Kontakt zu ihnen, sondern muss sich auf ihre spärlichen Spuren verlassen. Und da Australien größtenteils eine Wüstenlandschaft ist, gibt es für die Protagonisten noch das Problem, wie sie zu Wasser und Nahrung kommen sollen. Außerdem gibt es auch noch die Bunyips, die einheimischen Drachen, die jedoch anders als ihre geflügelten Verwandten unter der Erdoberfläche leben. Sie stellen die wahre Bedrohung für die Gruppe dar, da sie über eine äußerst heimtückische Intelligenz verfügen und so für große Schwierigkeiten sorgen.
In dieser Situation schildert die Autorin hervorragend die verschiedenen Gefühle ihrer Akteure. Selbst Personen wie Rankin oder Iskierka, die bislang eher negativ aufgefallen sind, kriegen Momente, in denen man als Leser so etwas wie Sympathie für sie entwickeln kann.
Das einzige negative an diesem Roman ist, dass man jetzt so lange auf die Fortsetzung warten muss. Es wird eine geben, doch bislang ist sie noch nicht einmal in Amerika erschienen. Hoffentlich braucht Frau Novik nicht mehr allzu lange, denn das Warten fällt einem angesichts ihrer bisherigen hochklassigen Schreibarbeit äußerst schwer.
Fazit:
„Drachenflamme“ ist ein erneuter hochklassiger Roman der „Feuerreiter
seiner Majestät“-Reihe. Frau Novik gelingt es perfekt, die verschiedenen
Protagonisten zu charakterisieren. Dabei hilft ihr sicherlich die Einöde
Australiens, die ihre Figuren vor vollkommen neue Herausforderungen stellt. Ein erstklassiger Roman, den man unbedingt lesen sollte.
Naomi Novik Die Feuerreiter seiner Majestät 06: Drachenflamme Tongues of Serpents
Übersetzer: Marianne Schmidt
Erscheinungsjahr: 25. Oktober 2010
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