Die verlorene Wahrheit - Die Bücher der Wahrheit 03
Story:
Nach einem mißlungenen Zauberspruch ist Alissa in der Vergangenheit gestrandet. Sie ist jetzt in einer Zeit, wo die Feste noch von den Meistern bewohnt und Ese' Nawoer noch nicht verflucht worden ist. Gleichzeitig versuchen in der Gegenwart Nutzlos, Strell und Lodesh sie zurückzuholen. Doch einer von ihnen hat eher wenig Interesse daran, dass sie zurückkehrt.
Meinung:
"Die verlorene Wahrheit" ist Dawn Cooks drittes Buch aus der "Die Bücher der Wahrheiten"-Serie. Diese dreht sich um die Erlebnisse der jungen Alissa, die eines Tages entdeckt, dass sie über magische Kräfte verfügt. Sie wird zur Feste hingezogen, wo jene ausgebildet werden sollen. Doch dort hat inzwischen der abtrünnige Bewahrer Bailic die Herrschaft an sich gerissen und seine Kollegen und die Meister vertrieben oder umgebracht. Am Ende musste er jedoch für seine Taten und Pläne büßen.
Seitdem ist etwas Zeit vergangen, und Alissa ist inzwischen zu einer Meisterin geworden. Als solche kann sie nicht nur zwischen einer Drachen- und ihrer wahren Gestalt hin- und herwechseln, sondern auch Gegenstände, wie beispielsweise Kleidung herbeizaubern. Doch als sie dies eines Tages macht, läuft etwas schief und sie wird in die Vergangenheit geschleudert. Sie existiert nun zu einer Zeit, als Bailic noch nicht lebte, die Feste von Bewahrern und Meistern nur so wimmelte und die nahe Stadt Ese' Nawoer noch nicht verflucht war. Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch in ihre Gegenwart zurückzukehren und dem Einsehen, dass sie wohl für immer von ihrem Geliebten Strell getrennt sein wird. Zur gleichen Zeit suchen jener, ihr Lehrer Talo-Toecan, und der ebenfalls in sie verliebte Lodesh nach einer Möglichkeit, sie wieder zurückzuholen. Doch dies ist alles andere als einfach, vor allem deshalb, weil jemand von ihnen die Bemühungen sabotiert.
Zum ersten Mal innerhalb der Buchreihe schreibt Dawn Cook eine Geschichte, in der es vor Personen nur so wimmelt. Sie wechselt sich zwischen zwei Handlungsebenen ab. Auf der einen Seite erlebt man mit, wie Alissa versucht, in der Vergangenheit zu existieren, ohne allzu viel über die Zukunft zu verraten. Auf der anderen liest man von den Bemühungen der Zurückgebliebenen, sie irgendwie zu retten. Beide Plots sind interessant und spannend geschrieben, doch trotzdem erreicht das Buch nicht das hohe Niveau seines Vorgängers.
Das Problem liegt vor allem darin, dass die Autorin sich zu sehr auf das Innenleben von Alissa und Lodesh, der damals noch nicht der verfluchte Stadtvogt aus ihrer Gegenwart war, konzentriert. Stellenweise hat man das Gefühl, Dawn Cook schreibt lieber über die sich aufbauende Liebe zwischen beiden, als die Handlung im Allgemeinen voran zu treiben. So kommt das Drama, dass ihre Protagonistin anscheinend in der falschen Gegenwart gefangen ist, deutlich zu kurz. Dasselbe trifft auch für die Bemühungen zu, sie zu retten. Sie hätte deutlich mehr daraus machen können.
Immerhin sind die Charakterisierungen gewohnt großartig geworden. Dies trifft nicht nur auf die bereits etablierten Figuren zu, sondern auch auf die diversen neuen Nebencharaktere, denen man begegnet.
Da wäre zum einen Connen-Neute, ein "Jung-Drache", den Alissa in der Vergangenheit kennenlernt und mit dem sie sich recht schnell anfreundet. Er wirkt ein wenig schüchtern, was vor allem an seiner Charaktereigenschaft liegt, dass er lieber über die Gedanken denn mit der Stimme redet. Alt-Leser kennen die Figur vielleicht schon aus den vorherigen Bänden, wo er angeblich verwildert war.
Aber auch Alissas Lehrmeister in der Vergangenheit, Redal-Stan erweist sich als eine interessante Persönlichkeit. Älter und weiser als Talo-Toecan unterweist er seine neue Schülerin in vielen Dingen und hilft ihr auch gleichzeitig, sich zu kontrollieren. Es ist schade, dass diese Figur in der ursprünglichen Handlungsgegenwart tot ist, denn von allen Charakteren ist er der hervorstechendste.
Doch am allerbesten ist, das die Autorin darauf verzichtet, einen klaren Antagonisten zu entwerfen. Zwar gibt es mit Earan, dem Cousin von Lodesh, einen deutlichen Unsympathen, doch ist seine Rolle auf ein paar Auftritte beschränkt, die noch nicht mal viel zur Handlung beitragen. Eine sehr gute Entscheidung von Frau Cook.
Fazit:
Dawn Cooks "Die Verlorene Wahrheit" ist der bislang schwächste Roman der "Bücher der Wahrheiten"-Serie. Dies liegt vor allem daran, dass die Autorin sich zu sehr auf die Liebes-Beziehung zwischen den Protagonisten Alissa und Lodesh konzentriert. Darüber vernachlässigt sie zu sehr die eigentliche Geschichte. Immerhin ist es ihr erneut gelungen, starke Charakterisierungen abzuliefern. Besonders die Figuren Connen-Neute und Rendal-Stan wissen zu gefallen.
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