Die erste Wahrheit - Die Bücher der Wahrheiten 01
Story:
Das junge Mädchen Alissa wird von ihrer Mutter zu einer geheimnisvollen Feste geschickt. Dort, wo auch ihr verschollener Vater ausgebildet wurde, soll ihr geholfen werden, ihre Kräfte zu schulen. Doch seit der damaligen Zeit hat sich viel getan. Die Meister sind fast alle verschwunden und ihre Untergebenen, die Bewahrer, wurden vertrieben oder ermordet. Nur noch einer ist übrig: Bailic, der hinter allen Ereignissen steckt und einen Wunsch hat: Endlich das Buch "Die erste Wahrheit" zu öffnen.
Meinung:
Die Amerikanerin Dawn Cook ist vielen Lesern vor allem unter ihrem Pseudonym Kim Harrison bekannt. Als diese hat sie unter anderem die "Rachel Morgan"-Reihe geschrieben. Doch ihr erstes professionelles Werk war die traditionelle Fantasy-Serie "Die Bücher der Wahrheiten". 2002 erschien der erste Band, dem drei weitere folgten. Ebenfalls aus ihrer Feder stammen die "Prinzessin"-Bücher.
In "Die erste Wahrheit" schildert die Autorin, wie die junge Frau Alissa von ihrer Mutter zu einer geheimnisvollen Feste geschickt wird. Denn sie scheint über mysteriöse Fähigkeiten zu verfügen, die nur dort richtig ausgebildet werden können. Unterwegs zu dem Ort, wo auch schon ihr Vater in den Wegen der Magie unterwiesen wurde, und nur begleitet von ihrem Falken Kralle, begegnet sie dem wandernden Musikanten Strell. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, nicht ahnend, dass ihr Ziel längst nicht mehr sicher ist. Denn die Festung hat einen neuen Machthaber, den abtrünnigen Bewahrer Bailic. Ihm ist es gelungen, seine Kollegen alle zu vertreiben oder zu ermorden, ebenso wie es ihm auch möglich war, die Meister in ihren Tod zu schicken. Nur einer von diesen ist noch über, allerdings ist er hilflos in einem Kerker gefangen, aus dem er aus eigener Kraft nicht entfliehen kann.
Bereits mit ihrem Debüt-Roman zeigt Dawn Cook eine sehr beeindruckende Fähigkeit. Es ist ihr ohne weiteres möglich, eine packende Geschichte zu schreiben, die über 475 Seiten lang ist, in der allerdings nur vier handlungstragende Personen und ein Tier vorkommen. So etwas ist unglaublich, vor allem, weil es nicht gezwungen oder ähnlich wirkt. Fast alle Protagonisten sind des Weiteren sehr gut charakterisiert.
Dies fängt schon mit Alissa an. Sie ist eine junge Frau, die zum ersten Mal in ihrem Leben alleine unterwegs ist. Anfänglich hält sie von der Idee ihrer Mutter, sie zur Festung zu schicken, eher wenig. Doch je näher sie ihrem Ziel kommt, desto klarer wird ihr, dass ihre Frau Mama recht hatte. Denn sie hat magische Kräfte, mit denen umzugehen sie erst richtig lernen muss. Dies hält sie jedoch nicht davon ab, mit ihren Gaben herumzuexperimentieren, trotz aller Warnungen von Nutzlos, dem eingesperrten Meister. Ihre Sturköpfigkeit, die sich in diesen Szenen immer wieder zeigt, geht einem nach einer Weile auf die Nerven, weil es doch ziemlich aufgesetzt wirkt.
Besser sieht es bei ihrem Begleiter Strell Hirdun aus, einem wandernden Musikanten, der aus den Tieflanden stammt. Anfänglich hält er nicht viel von seiner Begleitung, und neckt sie immer wieder. Doch schnell gewinnt sie seinen Respekt. Und schon recht bald, ohne dass er es will, ist er in die Intrigen von Bailic und Nutzlos eingespannt, in deren Mittelpunkt vor allem aber Alissa steht.
Bei Bailic greift die Autorin leider auf altbewährte Charaktermuster zurück. Er wird in einem äußerst schlechten Licht dargestellt und wirkt daher recht zweidimensional. Hinzu kommt auch noch, dass er in seiner Arroganz deutliche Hinweise übersieht, wer von seinen beiden neuen "Gästen" magisch begabt ist. So muss man sich wirklich fragen, wie es ihm möglich war, die Feste alleine für sich zu gewinnen, wenn er sich manchmal wirklich dumm verhält.
Am interessantesten ist sicherlich Nutzlos, wie sich der Meister Talo-Toecan auch nennt. Denn auch, wenn sein Körper hinter Gittern ist, beeinflusst er mit seinem Geist das Handlungsgeschehen. Anfänglich versucht er Alissa von der Festung fernzuhalten, später unterweist er sie grob in den Wegen der Magie. Gleichzeitig hat er aber auch ein interessantes Geheimnis, welches dem Buch im Nachhinein nochmal ein wenig Würze verleiht.
Fazit:
Dawn Cooks Debüt-Roman "Die erste Wahrheit" überzeugt durch seine dichte Charakterisierung und die Tatsache, dass die Autorin es schafft, ihre Geschichte mit nur einer Handvoll von Figuren zu erzählen. Nahezu jeder Protagonist wirkt glaubhaft und realistisch, auch wenn Alissas Sturköpfigkeit einem nach einer Weile auf die Nerven geht. Ebenso ist es enttäuschend, dass die Schriftstellerin bei der Figur von Bailic in die Klischee-Kiste gegriffen hat. Angesichts seiner Arroganz und daraus resultierenden Dummheit muss man sich wirklich fragen, wie er es geschafft hat, sich die Feste zu unterjochen. Dennoch ist das Buch empfehlenswert.
|