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Seelenfänger

Story:
London, im Jahre 1587: In England gärt es. Obwohl Königin Elisabeth den anglikanischen Glauben als Staatsreligion wieder eingeführt hat, halten viele heimlich am Katholizismus fest. Der Papst und die Jesuiten haben gemeinsam mit König Philipp von Spanien, einem Erzfeind Elisabeths, und Gegnern im eigenen Land schon mehr als einen Umsturzversuch angezettelt. Wegen der Beteiligung an einem davon sitzt die schottische Königin Maria Stuart, die manche lieber auf dem englischen Thron sehen würden, im Kerker und wartet auf ihre Hinrichtung.

Kein Wunder also, dass Sir Francis Walshingham, königlicher Berater und Kopf eines fein gesponnenen internationalen Spionagenetzes, und seine Leute alle Hände voll zu tun haben. Einer seiner besten Männer ist John Shakespeare. Ihm vertraut "Mr Secretary" gleich mehrere heikle Aufträge an. Zum einen soll Shakespeare den Mörder von Blanche Howard finden. Die Cousine der Königin stammte aus einer einflussreichen Familie, und ihre Leiche wird grausam verstümmelt direkt neben Hetzschriften gegen Elisabeth gefunden. Zum anderen muss der Agent mit allen Mitteln das Leben von Sir Francis Drake schützen. Der Pirat, Weltumsegler und Vizeadmiral ist eines der größten Hindernisse bei König Philipps Vorhaben, England mit einer gewaltigen Schiffsflotte anzugreifen. Und abgefangene Nachrichten aus Spanien deuten darauf hin, dass einer der besten Auftragsmörder auf Drake angesetzt ist, um der Armada den Weg zu bahnen...

Meinung:
Die Regierungszeit Königin Elisabeths I. von England bietet sich geradezu an für einen Spionagethriller. Komplotte, Königs- und Königinnenmorde, Geheimcodes, Verrat und Folter – wie ein Blick ins Geschichtsbuch zeigt, ist schon die reale Historie nicht weit von James Bond & Co. entfernt. Auch Rory Clements hat seinen Debütroman in dieser Epoche angesiedelt. Der ehemalige Journalist hat offenkundig viel Zeit und Energie in die Recherche zu "Seelenfänger" investiert. Sein Protagonist John Shakespeare ist zwar "nur" ein fiktiver Bruder des großen Barden William Shakespeare, aber eine Vielzahl anderer Charaktere beruhen auf historischen Vorbildern. Neben der Monarchin selbst und dem spanischen Herrscher Philipp, von denen nur berichtet wird, begegnen dem Leser beispielsweise Sir Francis Walsingham, der Gründer des britischen Geheimdienstes (den er weitgehend aus eigener Tasche finanzierte), oder der legendäre Sir Francis Drake. Aber auch eher Fachleuten bekannte Namen wie der Jesuit und "Untergrundprediger" Robert Southwell oder der oberste Folterer Richard Topcliffe treten auf.

Diesen macht der Autor sogar zu einem der Gegenspieler seines Helden. Während Shakespeare eher auf seinen Verstand, harte Arbeit und ausführliche Befragungen setzt, ist Topcliffe davon überzeugt, dass er seiner Königin am besten mit Blut und Schwert dienen kann. Der oberste Folterer hat sich sogar in seinem Privathaus eine Folterkammer einrichten lassen, in der er Verdächtige "verhört". Dem Eindruck, dass er dabei vor allem seinen privaten sadistischen Neigungen nachgeht, kann sich der Leser nur schwer entziehen. Eher ein "Cameo" ist der Kurzauftritt von John Shakespeares Bruder Will. Hier lässt der Klappentext mehr erhoffen, als der Roman schlussendlich einlöst. Auch insgesamt hätte sich wohl nicht viel geändert, wenn Clements Protagonist einen anderen anstelle des heute berühmten Namens getragen hätte.

Die Dramaturgie des "Seelenfängers" erinnert an vielen Stellen eher an einen Film als an einen Roman. Dem Leser stehen viele Szenen regelrecht plastisch vor dem inneren Auge. Damit vergibt der Autor jedoch einige der Möglichkeiten des schriftlichen Mediums, einem seine Figuren näher zu bringen. Zwar kann gerade der erfahrene Leser häufig sagen, an welchen Stellen er gerührt, an welchen er entsetzt oder angewidert, an welchen er auch mal sexuell erregt sein soll oder wo er um den Helden oder um dessen Lieben bangen soll, aber es funktioniert nicht wirklich. Man folgt John Shakespeare durch seine Abenteuer, aber man identifiziert sich kaum mit ihm. Sollte die Geschichte tatsächlich verfilmt werden, könnte das jedoch wieder ganz anders aussehen.

Was dem Autor gut gelungen ist, ist die Einbettung seiner Geschichte in den Zeitstrom. Die Handlung kommt nicht mit der ersten Seite aus dem Nichts, der Protagonist erinnert sich beispielsweise an frühere Fälle, die durchaus Einfluss auf die Handlung haben. Und nach der letzten Seite sind längst nicht alle Probleme gelöst, und alle leben glücklich und zufrieden. Es bleiben genügend Gefahren, Konflikte und angedeutete Abenteuer für mindestens eine Fortsetzung übrig. Im englischen Original ist das zweite Abenteuer von John Shakespeare unter dem Titel "Revenger" bereits erschienen. Einen Termin für die deutsche Übersetzung der Fortsetzung gibt es noch nicht.

Man könnte "Seelenfänger" als Popcornkino bezeichnen. Während des Lesens bietet das Buch gute Unterhaltung, aber man wird den Roman eher nicht ein zweites Mal zur Hand nehmen.

Fazit:
Popcornkino aus der elisabethanischen Zeit: "Seelenfänger" ist ein guter historischer Roman, dessen eher für einen Film passende Dramaturgie jedoch verhindert, dass der Leser sich allzu weit mit den Charakteren identifizieren kann.

Seelenfänger - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Rory Clements
Seelenfänger
Martyr

Übersetzer: Dietmar Schmidt
Erscheinungsjahr: 2010



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Bastei Lübbe

Preis:
€ 8,99

ISBN:
978-3-404-16473-8

479 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Der Autor lässt viele historische Persönlichkeiten, darunter auch eher unbekannte, teils umfangreich auftreten
  • Die Handlung kommt nicht aus dem Nichts, und man ahnt, dass es auch nach der letzten Seite weitergehen wird
Negativ aufgefallen
  • Die Dramaturgie wäre eher für einen Film geeignet und verhindert eine allzu große Identifikation mit den Charakteren
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Rezension vom: 23.10.2010
Kategorie: Historisches
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