Das Echo-Labyrinth 02: Die Reise nach Kettari
Story:
Langsam lebt sich Max Frei in Echo ein. Er ist das Nachtantlitz des kleinen, geheimen Suchtrupps, was ihm als Tagträumer sehr zu Gute kommt. Und dann gibt es da noch die diversen Fälle, die das Äußerste von ihm fordern. Wenn ein Meisterkoch als äußerst leckere Pastete tot auftaucht, ist dies noch einer der harmloseren Vorkommnisse.
Meinung:
Mit "Die Reise nach Kettari" setzt Max Frei seine Erzählungen aus Echo fort. Inzwischen umfasst die Buch-Reihe "Das Echo-Labyrinth" hierzulande fünf Bände, während in Russland acht erschienen sind. Hinter dem Namen Max Frei steckt die Autorin Svetlana Martynchik, die inzwischen in Litauen lebt.
Und wie auch bereits beim Vorgänger-Band sind auch dieses Mal die Geschichten alle recht skurril, aber auch ein wenig düster. So beschäftigt sich Max Frei in "Der König von Bandscha" mit einem Koch, der eines Tages tot als Pastete "aufwacht". Danach, in "Ein Opfer der Umstände", geht es um hartnäckige Gürtel, die sich partout nicht vom Körper lösen wollen. In der dritten und letzten Geschichte, der titelgebenden "Reise nach Kettari" brechen Max und sein werter Kollege Lonely-Lokley inkognito auf, weil es jede Menge Rätsel um die Stadt Kettari gibt.
Doch so absurd sich die jeweiligen Fälle anhören, spielen sie im Buch doch eher einer Nebenrolle. Vielmehr wird die Chance genutzt, ein wenig mehr über die Stadt Echo und die Welt, in der sie sich befindet, zu erfahren. Auf dem ersten Blick mag dies störend beziehungsweise sogar ablenkend wirken, doch schafft es der Autor diese Infos so zu präsentieren, dass man letzten Endes doch keinen Anstoß daran nehmen kann.
Denn hinter jeder steckt eine interessante Geschichte. Wer sich beispielsweise bislang immer über die Namensgebung der in Echo berühmten "Skelett"-Restaurant-Reihe gewundert hat, erhält in diesem Band die nötige Erklärung. Und diese ist, wie es in "Das Echo-Labyrinth" nicht anders sein kann, anders als man es erwartet hätte. An diesen Stellen spürt man deutlich ein Augenzwinkern des Autors.
Denn der Humor, der die Reihe so prägt, entsteht hauptsächlich dadurch, dass Max Frei mit den Erwartungen seines Lesers spielt. Dinge wie zum Beispiel die Tatsache, dass der Titelheld an einer Stelle des Buchs in eine Frau verwandelt wird, hätten andere Romane dazu genutzt, um mit den typischen Geschlechter-Klischees zu spielen. In "Die Reise nach Kettari" ist dem nicht so. Entgegen aller Erwartungen, schildert der Autor diesen Plot in einem vollkommen normalen Ton, so als ob dies vollkommen alltäglich ist. Vielmehr entsteht die Komik dadurch, dass auch Sir Schurf Loneley-Lokley verwandelt wird. Doch anders als bei seinem werten Kollegen und Erzähler geht diese Transformation tiefer und wirkt sich auch auf sein Verhalten aus. Denn zum ersten Mal im Laufe der Buch-Reihe benimmt er sich vollkommen normal. Und dies ist bezeichnend für die Komik dieser Serie. Humor entsteht unter anderem dadurch, dass sich eine Geschichte in eine gänzlich andere Richtung entwickelt, als man als Leser eigentlich gedacht hätte.
Des Weiteren nutzt Max Frei den Platz in seinen Geschichten, um sich auch mit den anderen handlungstragenden Personen des kleinen, geheimen Suchtrupps zu beschäftigen. Sie erhalten dadurch den notwendigen Platz, um sich weiterzuentwickeln. Dies merkt man besonders an der Verfolgungsmeisterin Lady Melamori, einer weiteren Kollegin des Erzählers. Zwischen den beiden hat sich bereits im letzten Band eine Beziehung entwickelt, die in "Die Reise nach Kettari" weiter gepflegt wird, mit drastischen Konsequenzen für sie. Hier wird deutlich, wie anders Echo doch im Vergleich zu unserer Welt ist.
Leider ist Max Frei immer noch ein Hans-im-Glück. Aus jeder Geschichte kommt er mit etwas besonderem hervor. Ebenso ermittelt er nicht wirklich, sondern stolpert vielmehr über die Auflösungen der Fälle. Und diese Charakter-Eigenschaft ist leicht nervig.
Fazit:
"Die Reise nach Kettari" ist ein weiteres gelungenes Buch von Max Frei in seiner "Das Echo-Labyrinth"-Reihe. Wie üblich ist der Roman herrlich skurril und alles geschieht mit einem gewissen Augenzwinkern. Und meistens passieren die Dinge exakt so, wie es der Leser nicht erwartet hätte. Gleichzeitig vernachlässigt der Autor auch seine Figuren nicht, sondern lässt sie sich weiter fortentwickeln. Personen wie Sir Schurf Loneley-Lokley erhalten so Seiten, die man sich bei ihm ursprünglich nicht gedacht hätte. Leider wird die Gabe von Max Frei, immer Glück zu haben, zu einer nervenden Charakter-Eigenschaft. Egal, was auch passiert, er profitiert auf die eine oder andere Art davon.
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