Der Algebraist
Story:
In Zukunft reist man durch Wurmlöcher durchs All. Doch immer wieder kommt es zu Kriegen, die diese künstlichen Portale vernichten. Die einzige Lösung scheint die sogenannte Dweller-Liste zu sein, deren Inhalt angeblich unbekannte Routen durch den unendlichen Raum enthält. Und der Seher Fassin Taak soll diese besorgen.
Meinung:
Obwohl Ian Banks sowohl allgemeine Belletristik-Romane als auch "Science Fiction"-Bücher schreibt, ist er vor allem für letztere bekannt. Vor allem die Titel der sogenannten "Kultur"-Reihe haben dafür gesorgt, dass der Name des Autors einen gewissen positiven Klang besitzt. Doch sein neustes Werk "Der Algebraist" spielt außerhalb jener thematischen Serie.
In der Zukunft werden die interstellaren Distanzen durch künstliche Wurmlöcher überbrückt. Die mächtige Mercator-Gilde kontrolliert diese, kann jedoch nicht verhindern, dass sie immer wieder durch Konflikte vernichtet werden. Sie können zwar ersetzt werden, doch muss der Transport erst durch lichtschnelle Schiffe geschehen, wodurch er etwas dauert. Abhilfe könnte die sogenannte Dweller-Liste verschaffen. Sie kennzeichnet die Positionen alternativer Portale, die alle unbekannt sind. Die Dweller sind mächtige Lebensformen, die an dem Rest der Galaxie kein Interesse haben, und die Gasplaneten der Galaxie bewohnen. Sie sind uralte Wesen, deren Lebensspanne in Tausenden von Jahren gemessen wird, und deren Geschichte in die Jahrmillionen geht. Es gibt nur wenige Personen, die mit ihnen in Kontakt treten können. Und zu denen gehört Fassin Taak. Doch während er seiner Mission nachgeht, kommt es in seinem Heimatsystem zu einer Rebellion, und der Kontakt zur restlichen Galaxie wird vernichtet.
Ian Banks "Der Algebraist" strotzt nur so vor Ideen und interessanten Einfällen. Da ist zum einen die Mercator-Gilde, die neben ihrer bekannten Tätigkeit auch künstliche Intelligenzen mit fast religiösem Eifer jagt. Denn deren Existenz ist seit einem Krieg verboten. Oder die Art und Weise wie Fassin Taak mit den Dweller in Kontakt tritt. Da deren Eigenzeit im Vergleich zu der von anderen Spezies deutlich langsamer ist, passt er sich ihrem Niveau an. Und dies sind nur zwei Beispiele, die im Roman vorkommen und vom Autor super umgesetzt werden.
Doch ist dies leider auch fast das einzig Positive, was sich über den Titel sagen lässt. Dem gegenüber steht eine ganze Reihe von Negativ-Punkten. Da wären zum einen die Dweller, deren Darstellungsweise beim Leser zwiespältige Gefühle hervorruft. Zum einen gibt es genügend Merkmale, um sie wirklich außerirdisch wirken zu lassen. Da sie eine äußerst langlebige Spezies sind, stehen sie Nachwuchs eher skeptisch gegenüber. Und so werden ihre Kinder als Sklaven oder Munition missbraucht. Doch auf solche Charakteristika kommen mehrere Seiten, in denen diese Rasse nicht außerirdisch, sondern als allzu menschlich erscheint. So leben sie in Häusern, haben Teppiche, Bibliotheken oder gar Fenster. Dies wirkt doch stark humanoid.
Ebenso hat das Buch einige Probleme mit seinen Plots. Während der Haupt-Handlungsstrang die Suche nach den Dweller-Dokumenten darstellt, gibt es da noch die Entwicklung um den Archimandriten Lusiferus, dem Antagonisten des Romans, oder ein Ereignis aus Fassin Taaks Vergangenheit. Beides sind für sich interessante Handlungsebenen. Doch nach einem vielversprechenden Anfang wird daraus nichts gemacht. Der Schurke taucht im Großteil des Romans nicht mehr auf, und was damals Wichtiges passiert ist, wird auch nicht aufgelöst. Dies ist sehr enttäuschend.
Auch versucht Ian Banks seinem Roman einen gewissen Humor einzuhauchen. Dazu gehören Namensgebungen, die des Hauptgegners, aber auch die Art und Weise der Dweller, die mehr als nur exzentrisch ist. Doch je weiter die Handlung fortschreitet, desto unpassender werden die Versuch Komik zu erzeugen. Man lacht nicht, wenn gerade eben kurz vorher Personen brutal gestorben sind.
Fazit:
Ian Banks "Der Algebraist" hat viele verrückte Ideen und interessante Einfälle, die der Autor sehr gut umsetzt. Doch leider ist das auch fast das einzige Positive des gesamten Romans. Denn demgegenüber steht die äußerst zwiespältige Darstellungsweise der Dweller, die manchmal allzu human wirken. Ebenso werden nicht alle Plots gleich gut weiterentwickelt. Viele interessante versanden sozusagen. Und außerdem wirkt der Humor an vielen Stellen unpassend. Daher sollte man sich den Kauf des Titels lieber nochmal überlegen.
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