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Gestatten, Bestatter! Bei uns liegen sie richtig

Story:
Am Ende jedes Lebens steht der Tod, aber trotzdem ist das Sterben und alles was damit zusammenhängt nach wie vor ein großes Tabu. Das betrifft auch den Beruf des Bestatters. Das möchte Peter Wilhelm, der selbst seit langen Jahren ein Bestattungsunternehmen führt, ändern. Deshalb schreibt er schon seit einiger Zeit als "Undertaker Tom" im Internet sein "Bestatterweblog", in dem er von seinen Erlebnissen erzählt und Fragen beantwortet. Einige der besten Geschichten erschienen 2008 in kleiner Auflage als Buch; jetzt hat Wilhelm "Gestatten, Bestatter!" in überarbeiteter Form bei Knaur veröffentlicht.

Ein strippender Weihnachtsmann kippt auf einer Betriebsfeier tot vom Tisch. Bei einem Säugling kommt der Verdacht auf, dass es vielleicht doch kein plötzlicher Kindstod war. Die Leiche eines Messies muss irgendwie aus der im wahrsten Sinne des Wortes zugebauten Wohnung abtransportiert werden. Zur Beerdigung eines Rockers werden mehrere hundert Kollegen samt Maschinen erwartet. Damit eine alte Dame neben ihrem Ehemann beerdigt werden kann, müssen ein paar Tricks und ein paar Geldscheine die Hürden der Friedhofsbürokratie überwinden hilfen. Und die Familie des Bestatters bekommt spontan Zuwachs, als er den kleinen Sohn eines nigerianischen Studenten, der plötzlich verstorben ist, erst mal bei sich aufnimmt.

Meinung:
Ein Bestatter erzählt aus seinem Leben. Na, das kann etwas werden – könnte man meinen. Auch dieser Rezensent war zunächst skeptisch, als vor einiger Zeit immer öfter vom Bestatterweblog die Rede war. Was wird ein Bestatter schon bloggen? "Nachbarskinder haben an der Friedhofsmauer Ball gespielt! Schon wieder! Habe Anzeige erstattet! Diese Jugend heutzutage!"

Ein Blick in den Blog zeigte jedoch schnell, dass diese Vermutung eher auf persönliche Vorurteile zurückging als auf sonst etwas. Denn Tom, um bei seinem Pseudonym zu bleiben, hat nicht nur in drei Jahrzehnten Bestatterdasein viel erlebt, er beweist auch ein enormes erzählerisches Talent. Seine Geschichten enthalten immer ein gerüttelt Maß Humor, ohne dabei pietätlos zu werden oder den nötigen Respekt vor seinen Mitmenschen, tot oder noch nicht, zu vergessen. Auf den nötigen Respekt beschränkt Tom sich aber auch; wer es verdient hat, der bekommt auch sein Fett weg. Die Leiterin der Afrika-Gruppe der örtlichen Kirchengemeinde, die hinter der vermeintlichen Fürsorge für die "armen Negerkinder" vor allem eigene Interessen verbirgt, wird beispielsweise mit dem schönen Namen Birnbaumer-Nüsselschweif ausgestattet. Auch sich selbst nimmt Tom von berechtigtem Spott nicht aus, wenn etwa der friedhofseigene CD-Player trotz vollem Körpereinsatz alles spielt, nur nicht was geplant war.

Andere Geschichten sind dramatisch, ergreifend, skurril, aber dabei immer anrührend und berührend. Wohl keine Erzählung wird den Leser kalt lassen. Mal muss man aufpassen, dass man nicht vor Lachen den Frühstückskaffee über das Buch verteilt, mal verdrückt man die eine oder andere Träne über das Schicksal von Verstorbenen oder Hinterbliebenen, mal wird man regelrecht wütend etwa über knausrige Angehörige, denen die Beerdigung nicht billig genug werden kann. Indem er sozusagen die Menschen hinter den Todesfällen zeigt – sowohl auf der Seite der Angehörigen wie auch auf der Seite der Dienstleister wie Bestatter, Pfarrer, Friedhofsangestellte und so weiter - , unterläuft Tom viele der Tabus, mit denen das Thema immer noch umgeben ist.

Das vorliegende Buch sammelt einige der besten Geschichten aus dem Blog. Die Auswahl kann durchaus als repräsentativ gelten: Von lustigen und skurrilen über anrührende bis zu spannenden Geschichten ist die ganze Bandbreite vertreten. Manche Leser, die den Blog kennen, werden möglicherweise ihre persönliche Lieblingsgeschichte vermissen. Das liegt aber vor allem daran, dass Tom so viele guten Geschichten zu erzählen hat, die logischerweise nicht alle gedruckt werden konnten.

Fazit:
Ein Bestatter erzählt, und er hat einiges zu erzählen. Wer sich von allfälligen Tabus nicht abschrecken lässt, wird mit teils lustigen, teils dramatischen, teils skurrilen, teils traurigen, aber immer berührenden Geschichten belohnt.

Gestatten, Bestatter! Bei uns liegen sie richtig - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Peter Wilhelm
Gestatten, Bestatter! Bei uns liegen sie richtig
Erscheinungsjahr: 2009



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Knaur

Preis:
€ 8,95

ISBN:
978-3426782415

254 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Der Autor hält sicher die Balance zwischen Pietät und Respekt einerseits und berührenden Geschichten andererseits
  • Ein Bestatter gibt Einblick in seine Arbeit und Gelegenheit, Vorurteile und Klischees zu korrigieren
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 19.05.2010
Kategorie: Humor
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