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Lumen

Story:
Emily Laing hatte geglaubt, ihren ganz persönlichen Himmel gefunden zu haben. Aber bald gerät ihr kleines Glück wieder in Gefahr: Adam Stewart nimmt ein Engagement als Musiker in Paris an und ist mindestens ein halbes Jahr fort. Von Aurora hat sich Emily im Laufe der Zeit immer mehr entfremdet. Dann erhält sie auch noch die Nachricht, dass ihre Mutter im Moorgate Asylum getötet wurde.

Getötet von den Nebeln, die die Stadt seit einiger Zeit heimsuchen. Wer die offenkundig bewußt gesteuerten Schwaden einatmet, wird zur willenlosen Marionette oder stirbt einen grausamen Tod. Schnell weisen alle Anzeichen darauf hin, dass der alte Streit zwischen Manderley Manor und Mushroom Manor wieder aufgeflammt ist. Die beiden mächtigen Familien ringen um die Vorherrschaft im London über und unter der Erde, ohne Rücksicht darauf, wer dabei auf der Strecke bleibt.

Aber es scheint, als wäre da noch mehr. Eine Macht im Hintergrund, die von der blutigen Rivalität profitiert und sie deshalb immer und immer wieder anstachelt. Jemand, der die Fäden zieht – und das schon seit Jahrhunderten...

Meinung:
Christoph Marzi bringt die Geschichten aus der uralten Metropole zu einem furiosen Ende. "Lumen" zeichnet all das aus, was auch schon die beiden Bände zuvor zu einem echten Leseerlebnis macht.

Dabei braucht der Autor einige der Stilmittel, die "Lycidas" und "Lilith" geprägt haben, nicht mehr so stark einzusetzen. Seine wie es aussieht unerschöpfliche Fantasie drückt sich diesmal weniger in neuen Wesen und Gestalten aus, sondern eher darin, wie Marzi all das, was er bisher eingeführt hat, zu einem stimmigen Ende verwebt. Und das sind eine ganze Menge Fäden, denn wie es sich für eine Metropole gehört, gibt es in Marzis London eine Vielzahl von Gruppen und "Typen", die jeder eine eigene Geschichte und eigene Beweggründe für ihr Handeln haben. Trotzdem lässt der Autor nahezu keine losen Enden zurück, außer denen, die offensichtlich bewußt offen bleiben.

Gleichzeitig lässt er sich reichlich Möglichkeiten, weitere Geschichten aus der Welt der uralten Metropole zu erzählen. Wittgensteins Zeit in Prag könnte sicher einen eigenen Roman füllen, oder auch Marlowes Leben dort einige Jahrzehnte später. Oder was aus Rima und ihrer Tochter wurde. Oder Neil Trents Erlebnisse auf hoher See. Letzteres ist ein Paradebeispiel für den Reichtum der Welten, die Marzi mit wenigen Federstrichen nur anzudeuten braucht. Wenn Auroras Freund von den Wesen erzählt, denen er in der uralten See begegnet ist, von Gischtgeistern, Nebelnymphen, Wellenwürmern oder Windwichten, reichen gerade einmal sechs Zeilen aus, um ein höchst lebendiges Bild einer monatelangen Reise vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen. Da fällt kaum auf, dass der Autor zumindest an dieser Stelle etwas zu tief ins Glas mit den Alliterationen geschaut hat.

Auch das Spiel mit Andeutungen und teils sehr langen Rückblenden, bis sie dann aufgeklärt werden, ist in "Lumen" vergleichsweise dezent. Das soll nicht heißen, dass es keine solchen Stellen gäbe, und schon gar nicht, dass dieser Band weniger spannend wäre als die anderen. Aber die Spannung wird auch mit anderen Techniken erzeugt, beispielsweise dem "klassischen" Cliffhanger am Ende eines Abschnitts, wenn der Fokus der Erzählung auf einen der anderen parallel verlaufenden Handlungsstränge schwenkt. Oder über die Aussichtslosigkeit, die die Situation unserer Helden ein um's andere Mal auszuzeichnen scheint. Wie soll die kleine Gruppe denn auch gegen machtvolle Gegner ankommen, die aus dem ewigen Streit in London schon seit Jahrhunderten ihren ganz eigenen Nutzen ziehen? Oder spielen sie mit ihren Anstrengungen dem Feind noch in die Hände?

Denn das ist das dritte Mittel, mit dem Marzi Spannung erzeugt, und was die Geschichte auch in diesem Band auszeichnet. Wem kann Emily vertrauen? Wer sagt ihr die Wahrheit, wer belügt sie, und wer verfolgt bei beidem welchen Zweck? Wer wird am Ende von dem, was die kleine Gruppe tut, profitieren? Wie von Marzi gewöhnt, gibt es nicht "die Guten" und "die Bösen", sondern die Grauschattierung eines jeden Charakters ist schlicht mehr oder weniger dunkel. Und häufig ändert sich auch der Blick Emilys – und damit der Blick des Lesers – auf jemanden, wenn sie mehr über dessen Vergangenheit und Motive erfährt. Maurice Micklewhites Nachfolger in der Nationalbibliothek beispielsweise ist Emily von der ersten Begegnung unsympathisch, bis...

Logisch folgerichtig ist auch, dass die Romantik in "Lumen" eine größere Rolle spielt als in den Vorgängern. Beide Waisenmädchen, die wir mit etwa zwölf Jahren kennengelernt haben, sind inzwischen achtzehn Jahre, und beide haben ihr Herz einem jungen Mann geschenkt. Und natürlich, so viel sei verraten, müssen beide lernen, dass auch Herzensangelegenheiten höchst kompliziert sein können.

Am Ende von "Lumen" bleibt der Leser zwiegespalten zurück. Einerseits gönnt er es Emily und den anderen aus tiefstem Herzen, dass sie ihre Abenteuer nun endlich überstanden haben. Schließlich hat der Autor ihnen über drei dicke Bücher hinweg genug zugemutet, physisch, psychisch und emotional. Andererseits ist man gierig genug, ihnen sofort ins nächste Abenteuer zu folgen, wenn wieder ein Buch mit den Worten begänne Die Welt ist gierig, und manchmal....

Glücklicherweise hat Christoph Marzi bereits für genügend Nachschub gesorgt. In "Somnia" kehrt er in die Welt der uralte Metropole zurück, hat sich aber neue Protagonisten gesucht. Dazu kommen das ebenfalls "dicke" "Fabula" sowie "Nimmermehr", ein Taschenbuch mit Erzählungen. Im Arena-Verlag hat er eine Jugendbuch-Trilogie veröffentlicht. Und für Dezember ist bei Heyne "Lyra" angekündigt.

Fazit:
Die Geschichten um Emily Laing aus Rotherhithe finden ihren gelungenen Abschluß. Christoph Marzi setzt fort, was er in "Lycidas" und "Lilith" begonnen hat, und präsentiert dem Leser eine faszinierende Geschichte.

Lumen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Christoph Marzi
Lumen
Erscheinungsjahr: 2006



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

Preis:
€ 14,00

ISBN:
978-3-453-81081-5

798 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Ein angemessener Abschluss für die Geschichte von Emily Laing auf Rotherhithe
  • Spannend und emotional fordernd wie die beiden Vorgänger
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für dieses Book
Bewertung:
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Rezension vom: 22.07.2009
Kategorie: Fantasy
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