Die Grenzen der Unendlichkeit

Die Grenzen der Unendlichkeit

Die Grenzen der Unendlichkeit

Story:
Jahrhunderte in der Zukunft hat die Menschheit begonnen, den Weltraum zu besiedeln. Alis Nussem tut als Offizierin auf der Raumstation Tokio Dienst, als ein schrecklicher Unfall ihr Leben völlig verändert: Bei einem Routineflug kracht ein Shuttle in die Station. Alis überlebt nur knapp, weite Teile ihres Körpers müssen gegen künstliche Implantate ausgetauscht werden.

Halbwegs wieder genesen, zieht sich Alis so weit wie möglich zurück und heuert auf einem Vermessungsschiff am äußersten Rand des Sonnensystems an. Dort trifft sie ausgerechnet auf Karl Stanton - den Piloten des Unglücksshuttles. Aber für Vorwürfe bleibt keine Zeit, denn ein unbekanntes Objekt erscheint auf den Sensorschirmen.

Der Neuankömmling ist größer als ein Mond, aber scheint nicht aus Gestein zu bestehen. Handelt es sich um ein Raumschiff, um eine unbekannte Lebensform? Ist die Begegnung ein Versuch zur Kontaktaufnahme oder vielleicht ein Angriff? Alis und Karl sind Teil des Teams, das den "Kantalupe" getauften Neuankömmling untersuchen soll. Werden sie von dieser Mission lebend zurückkehren?

Meinung:
John E. Stith hat mit "Die Grenzen der Unendlichkeit" ein klassisches SF-Abenteuer geschrieben. Eine Gruppe von Forschern wagt sich auf unbekanntes Terrain und muss sich den Gefahren stellen, die dort lauern. Dabei gelingt es Stith gut, den Weltraum als tatsächlich gefährlichen Arbeitsplatz darzustellen, auch unabhängig von "Kantalupe". Wo man sich in anderen Geschichten manchmal daran erinnern muss, dass hinter einer Handbreit Metal das erbarmungslose Vakuum des Weltalls wartet, schwingt die Gefahr in diesem Roman nahezu ständig mit.

Sobald das Team mit der Erforschung des Neuankömmlings begonnen hat, verstärkt sich dieses Gefühl noch. Schließlich weiß niemand, was sie auf und in "Kantalupe" erwartet. Hinter allem kann sich ebensogut eine tödliche Gefahr wie die Rettung verbergen. Der Autor leistet gute Arbeit darin, eine völlig fremde Umgebung zu entwerfen, die aber trotzdem stimmig erscheint.

Manchmal übertreibt er es aber auch mit seinen Schilderungen. Wenn Stith ausführlich erzählt, wie der Kurs des Vermessungsschiffs zur Annäherung an das unbekannte Objekt aussieht, oder einen weiteren der vielen Tunnel im Inneren von "Kantalupe" beschreibt, wirkt es manchmal wie Zeilenschinderei. Irgendwie müssen die knapp 450 Seiten ja zusammenkommen. "Hard SF", also eine solide Verankerung in Wissenschaft und Technik, gut und schön - aber manchmal übertreibt es der Autor hier.

Bei seinen Figuren leistet er gute Arbeit, ohne sich auf der anderen Seite an Kreativität zu überschlagen. Bei vielen Figuren kann man relativ deutlich sehen, welche Funktion sie in der Geschichte übernehmen sollen. Da gibt es beispielsweise den Antagonisten, der keine Gelegenheit auslässt, Karl seine vermeintliche Schuld an dem Shuttleunfall unter die Nase zu reiben. Oder es gibt den klassischen "Redshirt", beziehungsweise eine "Redshirtin", bei der man schnell ahnt, dass sie das Abenteuer vermutlich nicht überleben wird.

Insbesondere die beiden Protagonisten sind aber gut genug ausgebaut, um nicht im reinen Klischee stecken zu bleiben. Hier weicht Stith von dem aus anderen seiner Romane bekannten Muster ab. Es gibt diesmal nicht den unscheinbaren Mann, hinter dem ein Held mit vielen Fähigkeiten steckt. Nur für kurze Zeit wird Karl gegenüber seiner Vorgesetzten Alis so dominant, dass es leicht unangenehm auffällt.

Der sozusagen philosophische Hintergrund (auf den hier nicht weiter eingegangen werden soll, zwecks Vermeidung von Spoilern) hält sich in demselben. Es bleibt dem Leser freigestellt, ob er sich darüber Gedanken machen möchte oder nicht.

Insgesamt gilt, was auch schon das Fazit bei anderen Romanen von John E. Stith war: "Die Grenzen der Unendlichkeit" ist keine hohe Literatur, aber ein solides Abenteuergarn für eine längere Zugfahrt oder Flugreise.

Fazit:
John E. Stith liefert ein weiteres Mal das, was bereits andere seiner Romane auszeichnete: Ein solides Abenteuergarn, das einige Stunden spannende Lektüre verspricht. Die Beschreibungen vor allem der Welt im Inneren von "Kantalupe" hätten kürzer auch genügt, und einige Charaktere sind klar als Funktionsträger innerhalb der Geschichte zu erkennen. Aber für eine lange Zugfahrt ist "Die Grenzen der Unendlichkeit" sicher eine gute Wahl.